Lichtenfels Institute bestehen Stresstest

Gut durch die Coronakrise gekommen, sind die drei VR-Banken im Landkreis Lichtenfels. Sie sind auch im Raum Coburg aktiv. Foto: dpa/Martin Schutt

Die Corona-Pandemie fordert die Genossenschaftsbanken am Obermain. Bislang sind sie gut durch die Krise gekommen.

 
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Lichtenfels/Coburg - Die drei Volks-und Raiffeisenbanken im Landkreis Lichtenfels, die auch in den Kreisen Coburg und Haßberge vertreten sind, haben nach eigenen Angaben den Corona-Stresstest bestanden und sind gut durch das Geschäftsjahr 2020 gekommen. Sowohl bei aufgenommenen Kundengeldern als auch bei ausgereichten Krediten hätten die Geldhäuser eine deutliche Zunahme verzeichnet. Das Gesamtbetriebsergebnis sei dabei gesunken.

Die Höhe der ausgereichten Kredite sei um 8,3 Prozent gestiegen und habe sich zum Ende des Jahres 2020 auf 0,9 Milliarden Euro belaufen. Damit habe das Kreditwachstum die Steigerung der Vorjahre weit übertroffen.

Zum hohen Kreditwachstum habe die Vergabe von Krediten im Zuge der Bekämpfung der Corona-Folgen maßgeblich beigetragen. Neben Darlehen auf das eigene Kreditbuch hätten die Lichtenfelser Institute 2020 auch zahlreiche Förderkredite ausgereicht. Zudem hätten die regionalen Volks- und Raiffeisenbanken die kurzfristige Liquidität ihrer Kunden durch Stundungen sichergestellt.

Stabil habe sich das Immobilienkreditgeschäft entwickelt: Kredite für den Wohnungsbau seien von 484,1 Millionen Euro auf 542,8 Millionen Euro gewachsen. Das entspreche einem Plus von 12,1 Prozent.

Bei den Kundengeldern hätten die Volks- und Raiffeisenbanken im Landkreis Lichtenfels in 2020 einen Anstieg um 2,4 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro verzeichnet. Grund für diese Zunahme seien die anhaltenden Unsicherheiten sowie eingeschränkte Konsummöglichkeiten gewesen, die zu einer höheren Sparneigung geführt hätten. Die Sparquote sei deutlich von 10,9 Prozent in 2019 auf 16,2 Prozent in 2020 gestiegen. Viele Kunden hätten bei ihren Einlagen zudem umgeschichtet. Während Termin- und Spareinlagen im Jahr 2020 zurückgegangen seien, hätten liquide Sichteinlagen um 8,5 Prozent beziehungsweise 74,5 Millionen Euro zugelegt. Aufgrund des Einlagenzuflusses habe sich die addierte Bilanzsumme der Volks- und Raiffeisenbanken im Kreisverband um 7,1 Prozent von 1,92 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden Euro erhöht.

Dem Corona bedingten Wirtschaftseinbruch zum Trotz sei das Gesamtbetriebsergebnis mit 0,64 Prozent zwar unter dem Vorjahreswert geblieben, aber zufriedenstellend. Das Zinsergebnis habe bei 30,6 Millionen Euro gelegen, was einem Rückgang von 11 Prozent gegenüber 2019 entspreche. Die Entwicklung im Zinsgeschäft hätten die Institute teilweise durch ein erfolgreiches Provisionsgeschäft ausgleichen können. Das Provisionsergebnis belaufe sich auf 11,9 Millionen Euro und liege damit 0,6 Millionen Euro (5,3 Prozent) über dem Niveau des Vorjahres. Die Betriebskosten seien auf 28,9 Millionen Euro reduziert worden.

Trotz der turbulenten Entwicklung an den Finanzmärkten im Jahr 2020 sei es lediglich zu geringen Abschreibungen bei Wertpapieren in Höhe von 0,2 Millionen Euro gekommen. Im Forderungsbereich hätten die genossenschaftlichen Institute Abschreibungen in Höhe von 0,7 Millionen Euro vornehmen müssen, die im Wesentlichen handelsrechtlich bedingt und kein Anzeichen für erhöhte, Insolvenz bedingte Wertkorrekturen im Zuge der Corona-Pandemie seien. Nach Risikovorsorge und Wertberichtigung hätten die Banken ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von rund 13 Millionen Euro erwirtschaftet.

Mit Blick auf die unsichere wirtschaftliche Entwicklung agierten die Volks- und Raiffeisenbanken am Obermain „weiterhin vorsichtig und vorausschauend“, heißt es in einer Pressemitteilung. Zudem hätten die Institute ihre Kapitalbasis gestärkt. Das harte Kernkapital hätten die Banken um knapp 18 Millionen Euro auf rund 203,1 Millionen Euro aufgestockt. Die Kernkapitalquote belaufe sich auf 15,95 Prozent.

Das Geschäftsgebiet der drei Kreditgenossenschaften umfasst neben dem Landkreis Lichtenfels den östlichen Landkreis Hassberge sowie Teile der Landkreise Bamberg, Coburg, Kulmbach und Kronach. Sie unterhalten 27 Filialen und 38 Geldausgabeautomaten. Die Banken beschäftigen 287 Mitarbeiter und sechs Auszubildende.

Mit 292 100 Euro haben die genossenschaftlichen Regionalbanken zahlreiche Projekte in der Region gefördert. „Es ist für uns eine Herzensangelegenheit, unsere Region so lebens- und liebenswert zu erhalten, wie sie ist“, betont Kreisverbandsvorsitzender Thomas Siebenaller. Für ihre 37 197 Mitglieder haben die Kreditgenossenschaften eine Dividendenzahlung in Höhe von zwei Prozent auf die eingezahlten Geschäftsguthaben vorgesehen.

Stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender Christoph Bäumel erläutert, dass das Niedrigzinsumfeld aufgrund der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Herausforderung für die Banken bleibe. „Auch in unserer Region werden Entgelte für die Verwahrung hoher Guthaben im Privat- wie auch im Firmenkundengeschäft berechnet bzw. steht dies in Kürze an“, so Bäumel. Durch die Inflation sei es kaum möglich, über Bankeinlagen Erträge zu erwirtschaften. „Wir können unseren Kunden hier nur die Genossenschaftliche Beratung ans Herz legen.“ wb

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