Linderung naht Neue Hausärztin in Coburg

Bettina Knauth

Coburg gehen zusehends die Hausärzte aus. Der Oberbürgermeister hat das Problem zur Chefsache erklärt. Nun kann er einen Erfolg vermelden.

 
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Das Schild für die neue Hausarzt-Praxis in der Coburger Innenstadt ist schon fertig: Ab 1. Juli wird Marilena Höfer in der Mohrenstraße 10 praktizieren. Am Freitag präsentierte sich die Allgemeinmedizinerin beim Pressegespräch erstmals. Oberbürgermeister Dominik Sauerteig freute sich sichtlich über den ersten Erfolg des neuen KVB-Förderprogramms. Foto: Knauth

Coburg - Welche Hausarztpraxis in Coburg nimmt noch Patienten an? Diese Frage wird immer wieder gestellt, zunehmend verzweifelt. Auch direkt bei der Stadt erkundigen sich viele frustrierte Menschen, an wen sie sich im Krankheitsfall wenden können. Waren die Hausärzte in Stadt wie Landkreis schon länger überlastet, hat sich die Situation in den vergangenen Monaten noch verschärft, nachdem weitere Ärzte ihre Praxen aufgegeben haben. Nun gibt es zumindest in der Vestestadt einen Hoffnungsschimmer: In der Mohrenstraße 10 eröffnet am 1. Juli Marilena Höfer ihre Praxis.

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Die Allgemeinmedizinerin weiß, was auf sie zukommt: Zwischen 800 und 1500 Patienten betreut eine Hausarztpraxis im Durchschnitt. „Es ist ja nicht mit den fünf Minuten im Sprechzimmer getan“, sagt Höfer, mit Diagnose, Krankengeschichte und Medikamentenplan kämen schnell bis zu 30 Minuten pro Patient zusammen. Gezielt will sie nur solche Menschen aufnehmen, die derzeit keinen Hausarzt haben. Zwei Angestellte werden sie dabei unterstützen. Auf rund 150 Quadratmetern stehen in der Praxis für das Team zwei Sprech- und ein Wartezimmer, EKG- und Sonografie-Räume, ein Personalraum sowie eine Toilette zur Verfügung. Die Praxis im ersten Stock ist über einen Aufzug barrierefrei zu erreichen. Selbst Liegendtransporte sind möglich.

„Das ist ein sichtbares Zeichen, dass wir uns bemühen, das Thema hausärztliche Versorgung zu forcieren“, freute sich Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) beim Pressegespräch am Freitag. Das Programm zur Ansiedlung von Hausärzten zeige erste Erfolge. Schon im Oktober, das ist die zweite gute Nachricht, wird sich ein weiterer Hausarzt in der Innenstadt neu ansiedeln. Sauerteig selbst hatte das Thema schon kurz nach seiner Amtsübernahme zur Chefsache erklärt und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt (Wifög) beauftragt, eine entsprechende Initiative zu starten. Mit im Boot war auch der Coburger Hausarztverein. Sauerteig und dessen Vorsitzender Ullrich Zuber schrieben die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) an, die für die Verteilung von Ärzten zuständig ist, und drangen auf eine Lösung der prekären Unterversorgung. „Ein harter Kampf“, so Sauerteig.

Zwar können Hausärzte, die sich in unterversorgten ländlichen Gebieten in Bayern niederlassen, eine Förderung des Freistaates in Höhe von 60 000 Euro erhalten. Aber nur in Orten bis zu einer Größe von 20 000 Einwohnern. Keine Chance also für eine Stadt wie Coburg mit doppelt so viel Einwohnern. Mitte Dezember dann teilte die KVB den Antragstellern mit, dass sie ein eigenes Förderprogramm für den Planungsbereich Coburg ausschreibt: Hausärzten, die sich in Coburg niederlassen, gewährt sie einen Niederlassungszuschuss von bis zu 60 000 Euro und einen Zuschuss für die Errichtung einer Zweigpraxis von bis zu 20 000 Euro, teilte die Stadt damals erfreut mit. „Wir hoffen nun, dass wir schnell mindestens eine Ärztin oder einen Arzt finden, die oder der sich alsbald in Coburg niederlässt“, wurde Sauerteig zitiert. Diese Hoffnung erfüllte sich nun, gut fünf Monate später. „Leider sind die 60 000 Euro nicht steuerfrei“, sagt Marilena Höfer.

Erst Anfang des Jahres kam der Kontakt zur Wifög zustande. Zuletzt arbeitete die Medizinerin in der Praxis von Dr. Maro Ritter in Wüstenahorn mit, bei dem sie vor drei Jahren auch ihre Facharztausbildung abschloss. Ihr Humanmedizin-Studium hatte die gebürtige Coburgerin, die am Casimirianum ihr Abitur machte, in Erlangen absolviert. Die Wifög hatte sich die leer stehende Vorgängerpraxis von Brigitte Bauer „in einer Nacht-und-Nebel-Aktion“ (Sauerteig) gesichert, das Inventar erworben und vermietet beides nun an Höfer. „Mit dem Gedanken, mich selbstständig zu machen, habe ich mich schon länger beschäftigt“, berichtet die 38-Jährige. Die Anschubfinanzierung sei dann der konkrete Anlass gewesen, das Thema tatsächlich anzugehen.

Für die Wifög ist das Anwerben von Ärzten und die Suche nach geeigneten Immobilien Neuland. „Das ist ja keine klassische Wirtschaftsförderung“, sagte Geschäftsführer Stephan Horn. Seine Mitarbeiterin Diana Schmitt nimmt sich des Themas engagiert an. Neben dem für Oktober angekündigten weiteren Hausarzt habe die Wirtschaftsförderin noch „zwei oder drei andere Interessenten“ an der Hand. Wer gleich zum Hörer greifen möchte, um sich in der neuen Praxis anzumelden, wird sich noch gedulden müssen: „Unsere Nummer wird erst Mitte Juni freigeschaltet werden“, berichtet Höfer. Diese werde ebenso wie die Mail-Adresse rechtzeitig veröffentlicht.