"Neue Parteien haben immer das Risiko, dass nicht nur kluge und ehrlich engagierte Menschen mitmachen wollen, sondern auch schwierige Leute". Bei "Aufstehen" habe sie erlebt, dass so etwas ein Projekt zum Scheitern bringen könne.
Keine Zukunft mehr in der Linkspartei
In der Linkspartei selbst sieht die Politikerin keine Zukunft mehr für sich. Anfang März hatte Wagenknecht klargemacht, dass sie nicht mehr für die Partei für den Bundestag kandidieren wolle. Nach Ablauf dieser Legislaturperiode 2025 soll entweder Schluss sein mit der Politik "oder es ergibt sich politisch etwas Neues".
Seit Jahren hadert sie mit ihrer Partei, diese aber auch genauso mit ihr. Einerseits ist Wagenknecht so etwas wie das prominente Aushängeschild der Linken und wird in jede Talkshow eingeladen, andererseits bürstet sie bei kontroversen Themen immer wieder gegen den Strich und gegen den offiziellen Kurs der Partei: in der Flüchtlingspolitik sprach sie sich gegen offene Grenzen aus, sie äußerte sich bei Corona skeptisch zur Impfung und in ihrem Buch "Die Selbstgerechten" rechnete sie mit dem gender- und klimaengagierten Teil ihrer Partei ab.
Die Spitze der Linken kritisierte am Samstag via Twitter das Vorgehen von Wagenknecht. Die Partei sei angesichts von Krieg, Klimakrise, Inflation und Streiks mehr denn je gefordert. "Anzukündigen, dass man im Verlauf der nächsten Monate über die Bildung einer konkurrierenden Partei entscheiden will, ist verantwortungslos", teilten die Linken-Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan nach einem Tweet der Partei-Pressestelle mit. "Es stößt die tausenden Mitglieder vor den Kopf, die sich vor Ort für DIE LINKE und ihre Ziele einsetzen. Wir fordern alle auf, Spaltungsbestrebungen eine Absage zu erteilen, DIE LINKE als plurale sozialistische Partei zu verteidigen und weiterzuentwickeln."
Angebote von der AfD
Auch beim Thema Russland und Ukraine eckte Wagenknecht an, als sie etwa der Bundesregierung einen Wirtschaftskrieg gegen Russland vorwarf - was eins zu eins der Wortwahl von AfD-Chef Tino Chrupalla entspricht. Zuletzt hatte sie mit einem "Manifest für Frieden" gemeinsam mit Alice Schwarzer für Verhandlungen und Kompromisse "auf beiden Seiten" geworben und mobilisierte Tausende in Berlin bei einer Großdemo. Von Thüringens AfD-Chef Björn Höcke bekam Wagenknecht eine Einladung, in die AfD einzutreten.