Lokführer aus Pressig Traumjob mit großer Tradition

Karl-Heinz Hofmann
Johannes Wilde (links) und Dario Beetz machen gerade eine Ausbildung zum Lokführer. Damit setzen sie eine große Tradition in Pressig fort, worüber sich Bürgermeister Stefan Heinlein sehr freut. Im Rathaus ließ er die Nachwuchseisenbahner in eine Chronik von Georg Dinkel über die Eisenbahnergeschichte in Pressig Einblick nehmen. Die beiden jungen Männer zeigten großes Interesse an dieser wertvollen Bild- und Dokumentensammlung Foto: /Karl-Heinz Hofmann

Zwei Pressiger absolvieren derzeit eine Lokführer-Ausbildung. Ein Beruf, den in ihrer Heimatgemeinde schon viele ausgeübt haben. Das zeigt sich bei einem Treffen im Rathaus.

 
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Zwei angehende Lokführer aus Pressig erlernen derzeit ihren Traumjob und setzen damit die Pressiger Eisenbahngeschichte fort. Der 19-jährige Johannes Wilde und der 18-jährige Dario Beetz interessierten sich von Kindesbeinen an für die Eisenbahn und waren schon in der Schulzeit fasziniert von der damit verbundenen Logistik. Auf dem Bahnhof in Pressig konnten sie sowohl Güterzüge als auch Personenzüge bewundern.

Johannes Wilde, der zurzeit in Nürnberg wohnt, begann am 1. September 2020 seine Ausbildung bei der DB Regio AG und ist nun bereits im zweiten Lehrjahr. Er darf bereits Regionalzüge und S-Bahnen im Raum Nürnberg fahren. Im ersten Lehrjahr sei er vor allem als Kundenbetreuer im Nahverkehr tätig gewesen, erzählt er. Dies beinhalte hauptsächlich den Umgang mit Reisenden.

Da es zum Beispiel in S-Bahnen keinen Kundenbetreuer während der Fahrt gebe, müsse der Lokführer hier die Angelegenheiten mit den Fahrgästen selbst regeln, wofür man viel Einfühlungsvermögen brauche: „Vor allem lernt man, Ruhe zu bewahren, denn nicht alle Fahrgäste sind höflich oder rücksichtsvoll.“

Spannende Ausbildung

Ab dem zweiten Lehrjahr beginne die eigentliche Lokführer-Ausbildung. Dabei lerne man vor allem die Regeln des Bahnbetriebes kennen, um einen sicheren Fahrbetrieb durchführen zu können, etwa das richtige Verhalten bei Störungen. Nach einer Ausbildung auf einem Triebfahrzeug gehe es mit dem Fahren unter Ausbildern los. Zudem lerne man das Rangieren, Bereitstellen und Fahren von Zügen im Regelbetrieb und bei Störungen. Das sei spannend, erzählt der 19-Jährige: „Es gibt jeden Tag etwas Neues.“

Johannes Wilde besuchte das Kronacher Kaspar-Zeuß-Gymnasium bis zur zehnten Klasse, danach zog es ihn zur Lokführer-Ausbildung. In seinem Heimatort Pressig gehört er schon seit 2012 der Freiwilligen Feuerwehr an. Mit neun Jahren engagierte er sich bereits in der Kinderfeuerwehr, später in der Feuerwehrjugend und jetzt bei den erwachsenen Aktiven. Gerne geht er auch seinen Hobbys Skifahren und Fotografieren nach.

Dario Beetz schloss seine Schulausbildung mit Mittlerer Reife an der Mittelschule Pressig ab. Weil ihn die Eisenbahn schon immer fasziniert habe, bewarb er sich für die Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Lokführer und Transport. Derzeit befindet er sich in der Ausbildung zum Triebfahrzeugführer und hofft sehr darauf, diese nach zweieinhalb Jahren erfolgreich abzuschließen. Auch er ist in seinem Heimatort schon von Kindheit an ehrenamtlich engagiert. Als Sechsjähriger glänzte er mit Einlagen bei Büttenabenden der Dolonia Faschingsgesellschaft, war 2012 mit sieben Jahren Faschingsprinz und bereicherte auch in den Folgejahren die Büttenabende.

Eisenbahner-Chronik

Bürgermeister Stefan Heinlein lud die beiden Nachwuchseisenbahner kürzlich ins Pressiger Rathaus ein und präsentierte ihnen die umfangreiche „Eisenbahner Chronik“, erstellt von Ortschronist Georg Dinkel. Auch der dritte angehende Eisenbahner Pressigs, Max Schneider, war zu dem Termin eingeladen, musste aber wegen Krankheit absagen.

In Dinkels Chronik ist die Bedeutung der Eisenbahn für Pressig festgehalten – beginnend mit der Zeit des Eisenbahnbaus im Jahr 1885. Auch der große Personal- und Betriebsabbau am Bahnhof Pressig in den Jahren 1991 und 1992 ist darin dokumentiert.

Von einstmals fast 100 Lokführern seien in Pressig noch drei übrig geblieben, schreibt Dinkel. Bis 1991 habe es hier pro Monat rund 10 000 Rangiervorgänge gegeben, durchgeführt von einer 30-köpfigen Rangiergruppe.

Aufgelöst wurden vor 30 Jahren auch die Fahrdienstmeisterei und die Lokwerkstätten mit dem Bahnbetriebswerk Pressig. Die Tatsache, dass es hier einst 16 Gleise gegeben habe – heute sind es noch sieben –, mache die einstige Bedeutung des Bahnhofes Pressig-Rothenkirchen deutlich, so Dinkel in seiner Chronik.

Fast alle ehemaligen Lokführer engagierten sich auch ehrenamtlich in Vereinen. Sogar einen eigenen Gesangverein, die „Eisenbahnsinggruppe Frohsinn Pressig“, hatte man zu bieten. Dieser löste sich vor drei Jahren auf, nach sieben Jahrzehnten seines Bestehens.

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