Ludwigsstadt Baumfrevel an der Michaeliskirche

ger

Etwa 20 Jahre ist es her, dass Karin Weber geholfen hat an der Michaeliskirche Bäume zu pflanzen. Nun versucht jemand offenbar einen davon zu töten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bereits seit vielen Jahren schmücken sieben Robinien den Kranz um die Michaeliskirche in Kronach. Einer dieser Bäume, fällt jedoch neuerdings aus der Reihe. Während die anderen in gesundem Grün erstrahlen, wirkt der letzte Baum auffällig kahl nur an wenigen Ästchen hängen überhaupt noch Blätter. Grund hierfür ist jedoch weder Altersschwäche oder ein Schädling. An dem Baum gibt es nämlich Spuren, die auf menschliches Einwirken hindeuten.

Nach der Werbung weiterlesen

„Als ich gesehen habe, wie die Robinie aussieht, war ich schockiert“, berichtet Karin Weber, die sich für viele Jahre als Kirchenvorstand zusammen mit einem Hausmeister um die Bäume auf dem Grundstück der Kirche gekümmert hatte. Ursprünglich seien es nur fünf Bäume gewesen, doch um das Jahr 2000 sei unter Dekan Volkmar Gregori beschlossen worden, weitere Bäume zu pflanzen. Einer dieser Bäume habe damals anfänglich arge Probleme gehabt, sich an den Standort zu gewöhnen, und daher besonders viel Aufmerksamkeit benötigt. Ausgerechnet dieser Baum sterbe nun ab.

„Bereits in den vergangenen Monaten habe ich beim Gang zum Friedhof bemerkt, dass etwas nicht stimmt“, berichtet Weber. Am Pfingstwochenende habe sie sich während einer Veranstaltung erkundigt, was geschehen sei. Dass es sich um die Tat eines unbekannten Baumfrevlers handeln muss ist für Weber klar. Die Spuren hierfür seien eindeutig. So etwa ist die Rinde am Fuß des Baumes abgeschabt. Außerdem könne man deutliche Bohrlöcher erkennen und auch der Rasen um den Baum habe sich braun verfärbt – für Weber ein klares Zeichen, dass hier ein chemisches Mittel zum Einsatz gekommen sein muss.

„Ich beobachte schon seit knapp einem halben Jahr, dass sich jemand an dem Baum zu schaffen macht“, berichtet ein Mitglied des Kirchenvorstands auf Nachfrage. Nun habe der Unbekannte sein Ziel offenbar bald erreicht. Vermutlich handle es sich bei dem Missetäter um einen Nachbarn, der sich durch den Baum gestört fühle. Man hätte es in einem solchen Fall jedoch bevorzugt, wenn der Nachbar im Vorfeld an die Kirchengemeinde herangetreten wäre und sein Problem erklärt hätte. Dies sei jedoch nicht geschehen. „So eine Sache einfach in die eigene Hand zu nehmen und einen Baum auf dem Nachbargrundstück zu vergiften ist definitiv nicht die feine Art“, betont das Vorstandsmitglied. Die Kirchengemeinde sei über dieses Handeln sehr verwundert.

Anzeige habe man aber noch nicht gegen den Baumfrevler gestellt. „Ob dieser Schritt gegangen wird, muss Pfarrerin Pöhlmann entscheiden“, heißt es. Diese stehe aktuell jedoch nicht zur Verfügung. Außerdem sei es fraglich, ob es tatsächlich zu einer Anzeige kommen würde. Immerhin sei die Möglichkeit wahrscheinlich groß, dass Ermittlungen gegen unbekannt von der Polizei bald eingestellt würden. Außerdem wolle man den Nachbarschaftsfrieden nicht noch zusätzlich strapazieren.

Seitens der Polizeiinspektion Ludwigsstadt rät man der Kirchengemeinde zu einer Anzeige. „Wenn die Situation schon so weit fortgeschritten ist, dass Pflanzen auf dem Nachbargrundstück vergiftet werden, dürfte der Nachbarschaftsfrieden vermutlich bereits erheblich gestört sein“, betont man. In einer solchen Situation könne eine Anzeige gegen unbekannt mitunter als Warnschuss dienen und dazu führen, dass es endlich zu einem Dialog käme. „Davon, dass aus Angst vor einer Eskalation von einer Anzeige abgesehen wird, profitiert nur der Täter“, gibt die Polizei zu bedenken. Dies gelte für alle Straftaten. „Denkbar im Fall der Robinie wäre etwa eine Anzeige wegen einer Umweltstraftat“, heißt es . Alternativ wäre auch der Tatbestand einer Sachbeschädigung möglich. Diese sei im Vergleich aber vermutlich nachrangig zu einem Umweltvergehen.

„Für mich geht es weniger darum, dass jemand bestraft wird“, erklärt Karin Weber. Sie wolle viel mehr wissen, aus welchem Grund der Baum für den sie sich über Jahre eingesetzt hatte, nun weichen müsse. Wieder gut machen könne man den Schaden ohnehin wohl kaum.