Ludwigsstadt Bleibt das Hallenbad dicht?

Heike Schülein
Schwimmer könnten in Ludwigsstadt in der kommenden Saison hier vor verschlossenen Türen stehen. Die Entscheidung darüber fällt im September der Stadtrat – falls ihm nicht vorher der Bund das abnimmt. Foto: Heike Schülein

Gas könnte Mangelware werden. Sparen ist daher das Gebot der Stunde und der Zukunft. Der Ludwigsstadter Stadtrat nimmt nun die Einrichtung ins Visier, die am meisten davon verbraucht.

 
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Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD) redete in der jüngsten Stadtratssitzung nicht lange um den heißen Brei herum: „Nach dem eindringlichen Appell der Bundesregierung, Gas zu sparen, stellt sich unweigerlich die Frage nach dem Betrieb des Hallenbades in der kommenden Saison“, so der Ludwigsstadter Rathauschef. Schließlich handle es sich beim Schwimmbad um den bei Weitem größten Gasverbraucher aller städtischen Gebäude. Regulär würde das Bad Ende August für den Betrieb vorbereitet, um Mitte September zu öffnen. Neben der Schule und dem Kindergarten nutzen rund 40 Badegäste mit Punkte- oder Saisonkarten das Hallenbad. 2019 wurden zudem 405 Einzelkarten verkauft. Die Beheizung des Badewassers erfolgt ausschließlich mit Gas.

Öffnung hinterfragen

„Die bisherigen Energiekosten belaufen sich auf rund 25 000 Euro für Gas und 10 000 Euro für Strom pro Saison“, erläuterte der Bürgermeister. Hinzu kämen rund 12 500 Euro an Reinigungskosten, sodass die Gesamtbetriebskosten bei aktuellen Energiepreisen rund 47 500 Euro pro Badesaison betragen. Im Falle eines erklärten Gasnotstandes würden die Energiekosten noch deutlich steigen beziehungsweise sei mit einer staatlich verordneten Schließung von Bädern zu rechnen. „Bereits jetzt besteht die moralische und solidarische Verpflichtung, die Öffnung des Bads zu hinterfragen, da gerade auch bei der Befüllung und Vorbereitung des Badebetriebs ein großer Teil an Wasser und Energie eingesetzt werden muss“, erklärte Ehrhardt. Im Gremium zeigte man Verständnis für die Überlegungen. Nichtsdestotrotz wurde eine Nichtöffnung quer durch alle Fraktionen sehr kritisch betrachtet.

Kinder als Verlierer

„Durch die Corona-Einschränkungen haben schon in den letzten beiden Jahren weniger Kinder das Schwimmen gelernt“, befürchtete Susanne Bauer (SPD) aus eigener beruflicher Erfahrung eine große Anzahl weiterer Nichtschwimmer und demzufolge auch vermehrter Badeunfälle. „Es wäre schön, wenn die Kinder mal nicht die Verlierer sein würden“, appellierte sie. Im Gremium wurden weitere Alternativen der Gaseinsparung angeregt. David Martin (CSU) brachte eine Kooperation mit dem Steinbacher Schwimmbad mit dem Stützpunkt in Steinbach ins Spiel.

Dies erachtete Pamela Schinner, Vorsitzende des DLRG-Ortsverbands Ludwigsstadt, als nicht machbar. Da die Bäder in Teuschnitz und Tettau geschlossen seien, hätte man dann, gab sie zu bedenken, nur noch ein Bad für den gesamten oberen Landkreis.

Plädoyer für die Öffnung

Die Vorsitzende hatte bereits in der Bürgerfragestunde – namens der DLRG, der Grundschule sowie des AWO-Horts – ein eindrückliches Plädoyer für die Öffnung des Hallenbads gehalten. Schwimmunterricht sei im Lehrplan ab der 3. Jahrgangsstufe der Grundschulen verpflichtend verankert. Zudem gebe es viele regelmäßige Besucher, die damit etwas für ihre Gesundheit tun wollten oder auch als Ausgleich zum Alltag. „Die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung findet über die Wintersaison statt. Bei schönem Wetter können wir nicht trainieren, sondern unterstützen ehrenamtlich unseren Bademeister. Wenn das Hallenbad geschlossen ist, können wir im Sommer keine Aufsicht mehr übernehmen, da uns dann die Fitness dafür fehlt“, verdeutlichte sie. Bei einer Schließung käme der DLRG-Vereinssport komplett zum Erliegen. Bevor man das Bad komplett zulasse, sollte man lieber eine Reduzierung der Wasser- und Raumtemperatur oder eine Verkürzung der Öffnungszeiten in Erwägung ziehen. „Eine Schließung würde die Auflösung des DLRG-Ortsverbandes Ludwigsstadt bedeuten“, erklärte sie.

Entscheidung im September

Die finale Entscheidung wird bei der nächsten Sitzung Ende September getroffen. „Ich denke, die Entscheidung wird die Regierung für uns bis dahin getroffen haben“, prognostizierte jedoch Aaron Sieber (CSU).

Für die Sanierung der Hermann-Söllner-Halle wurden aufgrund der drastisch gestiegenen Baupreise Einsparmöglichkeiten geprüft. Man kam überein, die Halle nicht als Versammlungsstätte einzustufen. Dadurch kann auf eine Lüftungsanlage und erhöhte Anforderungen an den Brandschutz verzichtet werden. In den seltenen Fällen einer Nutzung der Halle ab 200 Personen wären dann veranstaltungsbezogene zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.

Für den Umbau und die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses Lauenstein liegt eine überarbeitete Kostenschätzung über rund 428 000 Euro inklusiv Nebenkosten vor; im Haushalt waren bislang 285 000 Euro veranschlagt. Der Baubeginn ist für September vorgesehen. Durch Eigenleistung der Lauensteiner Wehr sollen Kosten reduziert werden. Auch der Umbau des Bestandsgebäudes wird durch die Wehr in Eigenleistung durchgeführt.

Keine Mehrkosten für Mieter

Einverständnis bestand damit, die fast fertige Parkscheune in Lauenstein als Betrieb gewerblicher Art zu begründen. Damit kann von den Rechnungen für den Bau und den Unterhalt die Vorsteuer abgezogen werden, wodurch sich der Eigenanteil um rund 88 000 Euro reduziert. Auf die Mieter kommen durch die Änderung der steuerlichen Behandlung keine Mehrkosten zu. Die Bau- und Planungskosten für die Parkscheune nebst Umfeld liegen aktuell bei rund 1,7 Mio. Euro. Die Förderung beträgt 90 Prozent. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgt am heutigen Samstag um 15 Uhr.

Keine Bedenken hatte das Gremium gegen die Annahme der Spenden in Höhe von 20 000 Euro des Arbeiterwohlfahrt-Ortsverbands Ebersdorf an die Stadt. Die Summe wird für die Bestuhlung der Kulturhalle und den Wanderparkplatz Ebersdorf verwendet. Die Spende erfolgte aufgrund des Übergangs des Ebersdorfer Ortsverbands in den Ludwigsstadter.

Grundsätzlich für den Energiepark

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