Ludwigsstadt Jetzt sind die Bürger gefragt

Veronika Schadeck
Mit Abschaffung der 10-H-Regel soll wieder Schwung in den Ausbau der Windkraftanlagen kommen. Foto: dpa/Jens Büttner

Energie vor Ort produzieren und nutzen. Dieses Ziel verfolgt der Wind- und Wasserstoffpark der Rennsteiggemeinden um Ludwigsstadt. Wie genau er betrieben werden soll, ist unklar.

 
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Am Rennsteig geht die Planung des neuen Wind- und Wasserstoffparks in die nächste Runde. Bis zum 2. Dezember haben Bürger ab 16 Jahren der Rennsteiggemeinden Ludwigsstadt, Steinbach am Wald und Tettau die Möglichkeit, sich zu dem Projekt zu äußern. Die entsprechenden Schreiben wurden am vergangenen Wochenende zugeteilt. Am Freitag fand nun ein Treffen zwischen den betroffenen Bürgermeistern Timo Ehrhardt, Thomas Löffler und Peter Ebertsch, dem FW-Fraktionsvorsitzenden der Stadt Ludwigsstadt, Hermann Feuerpfeil, dem Projektleiter der möglichen Betreiberfirma CPC Germania, Eberhard Wulkow, dem Kulmbacher Landtagsabgeordneten Rainer Ludwig (FW) und Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Oberfranken statt.

„Ich stehe uneingeschränkt hinter dem Projekt“, betonte Rainer Ludwig, der zugleich energiepolitischer Sprecher der Freien Wähler im Landtag ist. Rainer Ludwig hob die Vorteile hervor. Er sagte, dass die Windkraftanlagen (WKA) zur Stromautarkie und zur Energieversorgung der heimischen Glasindustrie beitragen können. Eine Windkraftanlage könnte 5000 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen. Insgesamt könnten alle geplanten 15 Windräder 300 Millionen Kilowattstunden an Strom jährlich erzeugen. Er hob des Weiteren die CO₂-Einsparung von insgesamt 180 000 Tonnen pro Jahr hervor. Zudem tragen die Windkraftanlagen zum Erreichen dezentraler Klimaziele bei.

Der Projektleiter Eberhard Wulkow informierte über den aktuellen Stand des Projektes. Dabei ging er auf das von der Bundesregierung ins Leben gerufene Konzept „Wind an Land“ und den von der Bayerischen Staatsregierung vergangene Woche beschlossenen Änderungen bezüglich der Errichtung von Windkraftanlagen ein (siehe Infobox). Dies erleichtere das Vorhaben und ermögliche, dass Windvorranggebiete auch in Landschaftsschutzgebieten ausgewiesen werden können. Der aktuelle Zeitplan sieht die Erteilung eines Genehmigungsbescheids für Dezember 2024 vor. Parallel werde man sich um die Finanzierung und um den Abschluss von Verträgen mit Lieferanten von Windkraftanlagen kümmern, so Wulkow. Der Baubeginn der Anlage wird für Anfang 2026 angestrebt.

Auf einer 947 Hektar großen Fläche, ursprünglich waren rund 1550 Hektar vorgesehen, sollen demnach am Rennsteig 15 Windkraftanlagen mit einer Höhe von 250 Metern entstehen. Elf davon stehen auf Ludwigsstädter Flur, drei in Steinbach und eine in Tettau. Rund 90 Prozent der Gewerbesteuern würden den am Windpark beteiligten Kommunen zufallen, hinzu komme eine „Gemeinwohlabgabe“ an die betroffenen Kommunen im Umkreis von 2,5 Kilometern je WKA in Höhe von 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde. Insgesamt wären das etwa 600 000 Euro pro Jahr, rechnet Wulkow vor. Angedacht sei auch ein Zukunftsfonds in Höhe von etwa 15 000 Euro pro Anlage und eine Bürgerbeteiligung, beispielsweise in Form von Energiegenossenschaften oder einem Bürgerwindpark sowie ein Bürgerstromtarif. Wulkow wies darauf hin, dass man bezüglich des Wind- und Wasserstoffparks auch mit Solarbetreibern im Gespräch sei. Zudem soll auch das Thema „Holz“ Berücksichtigung finden.

Das Konzept hörte sich gut an, dennoch – so wurde im Laufe des Gesprächs deutlich – haben die Bürgermeister mit ihren Gremien unter der Federführung von Timo Ehrhardt noch einige Hürden zu bewältigen. Der nächste Schritt ist nun, die Ergebnisse der Bürgerbefragung abzuwarten. Sollte sich – davon gehen die Bürgermeister aus – die Mehrheit der Befragten positiv zu einem Wind- und Wasserstoffpark äußern, wird es unter anderem um die Frage des Betreibermodells gehen. Werden es drei Kommunen sein oder die Firma CPC? Kommt eine Kooperation zustande, und wenn ja – zu welchen Anteilen und Konditionen? Die Bürgermeister Thomas Löffler und Peter Ebertsch wünschten sich, dass auch die Politik aktiv wird, beispielsweise sollte die diskutierte Gemeinwohlabgabe von 0,2 Cent auf 0,4 Cent oder auf zehn Prozent des aktuell geltenden Strompreises angehoben werden. Weiterhin sollte ihrer Meinung nach eine Direkteinspeisung der erzeugten Windenergie über die bestehenden Stromleitungen direkt zur Industrie ermöglicht werden. Auch müsse noch die Finanzierung, unter Berücksichtigung steigender Baupreise und höherer Zinsen, geklärt werden. Immerhin handelt es sich um eine Gesamtinvestition von aktuell rund 150 Millionen Euro. Die Zeit drängt. Der Regionale Planungsverband Oberfranken West hat eine schnelle Zustimmung für das Projekt zugesichert, sobald der Antrag der Gemeinden auf Ausweisung eines Windvorranggebietes am Rennsteig vorliegt.

Für Peter Ebertsch steht fest, der Antrag wird erst dann gestellt, wenn von der Firma CPC ein entsprechendes Angebot vorliegt. Denn sobald der Rennsteig als Windvorranggebiet ausgewiesen ist, haben die Gemeinden die „Zügel des Handelns aus der Hand gegeben“. Für die Bürgermeister geht es darum, dass es auch bei den 15 Windrädern bleibt und der Vertrauensvorschuss der Bürger nicht enttäuscht wird. Zudem müssen „die Betroffenen zu Beteiligten werden“. Es muss „Strom aus der Region für die Region“ erzeugt werden.

Bürgermeister Ebertsch betonte: „Die für die Windkraftanlagen vorgesehene Fläche ist doppelt so groß wie das größte Windvorranggebiet in Oberfranken.“ Wenn der Wind- und Wasserstoffpark am Rennsteig Realität würde, habe der Landkreis Kronach seine Vorgaben für die Ausweisung von Flächen für Windkraftanlagen nahezu erfüllt, ergänzte Ehrhardt. Einig waren sich alle Beteiligten, dass die Kommunen ihren Beitrag zur Klimawende leisten wollen, aber es müsse auch die Wertschöpfung in der Region bleiben.

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