Ludwigsstadter Freibad Bibbern ade, hallo Planschspaß

Heike Schülein
So sieht laut der Machbarkeitsstudie der Vorentwurf für das Ludwigsstadter Freibad aus. Foto: Stadt Ludwigsstadt

Was soll das Freibad in Ludwigsstadt nach seiner Sanierung alles bieten? Bei einer Online-Veranstaltung brachten nun auch die Bürger ihre Wünsche zu vorliegenden Eckdaten ein.

 
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Ludwigsstadt - Die Kleinen planschen im Kinderbecken, die etwas Größeren „stürzen“ sich die große Rutsche hinunter, während die ganz „Mutigen“ vom Fünf-Meter-Turm springen sowie Schwimmbegeisterte ungestört ihre Bahnen ziehen: So könnte es im Ludwigsstädter Freibad nach seiner Generalsanierung aussehen. Bei einem Workshop hatten Hauptakteure erste Eckpunkte erarbeitet. Am Donnerstagabend waren nun die Nutzer im Rahmen einer Online-Bürgerbeteiligung gefragt – und die hatten jede Menge gute Ideen.

„Die Generalsanierung ist eine der größten Baumaßnahmen unserer Stadt überhaupt“, betonte Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD). In einer Online-Präsentation, die Nutzer des Ludwigsstädter Infokanals auch live im Fernsehen verfolgen konnten, stellte er die beim Workshop erarbeiteten Überlegungen vor.

1932 eröffnete das Schwimmbad – damals als erstes Freibad im Landkreis. Inzwischen weist es umfangreiche gestalterische und technische Mängel auf. Auch die Hygieneanforderungen des Gesundheitsamts erfordern eine Generalsanierung. 2021 erhielt die Stadt die Zusage für Mittel aus dem Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur. Die Förderung von drei Millionen Euro entspricht dem Maximalbetrag und zugleich der Höchstquote von 90 Prozent des Gesamtbudgets von rund 4,5 Millionen Euro. Für die Stadt ergibt sich ein Eigenanteil von rund 500 000 Euro. Elementar sind die Erneuerung der Badewasser- und Beheizungstechnik, die Neugestaltung der Becken, die Sanierung des Betriebsgebäudes mit Neugestaltung von Sanitäranlagen, Kiosk, Technik und Umkleiden sowie die Fassadengestaltung und die Betonsanierung, „wünschenswert“ wäre die Neugestaltung der Liege- und Spielbereiche.

Weniger Wasserfläche

„Wir möchten die Wasserfläche reduzieren und damit zugleich die aufzubereitende und zu beheizende Wassermenge“, erläuterte Ehrhardt. Erreichen möchte man dies durch eine Verringerung der Tiefe im Schwimmerbecken auf 1,8 Meter, möglichst fünf Bahnen mit 25 Metern Länge – eventuell davon zwei Bahnen mit 50 Meter als auch gegebenenfalls unterschiedliche Wassertemperaturen sowie eine Beckenbeheizung und -aufteilung. Vorstellen könnte man sich eine Erweiterung der vorhandenen Sprunganlage um einen Fünf-Meter-Sprungturm sowie um Attraktionen am bzw. im Sprungbecken und eine Slackline oder Kletterwand.

Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich sollen sicher abgetrennt werden. Attraktionen sind auch für das Nichtschwimmer-/Erlebnisbecken angedacht – beispielsweise, neben der bestehenden Rutsche, in Form eine breiteren Wellen-Rutsche. Für die Kinder wünscht man sich ein zweistufiges Planschbecken mit Sonnenschutz. Die Rutsche soll erhalten werden. Entstehen soll ein attraktiver Spielbereich unter anderem zum Matschen unter Einbeziehung des Haßbaches.

Vorangebracht werden sollen auch Aktivbereiche, beispielsweise Beachvolleyball/Beachsoccer/Boccia kombiniert sowie feste Tischtennis-Platten in den Freianlagen. „Der Spielplatz und das Beachvolleyballfeld bekommen einen separierten, ganzjährig betretbaren Zugang“, informierte er. Der Kiosk soll in den Sommermonaten auch außerhalb der Bad-Öffnungszeit öffnen und eine überdachte Terrasse erhalten. Schwerpunkte für das Freibad liegen in der Barrierefreiheit, Energieeffizienz sowie möglichst niedrigen Betriebskosten.

Überschaubarer Verlust

„Wir hoffen, wieder auf 15 000 bis 20 000 Badegäste im Jahr zu kommen“, sagte der Bürgermeister. Diese Anzahl habe man vor dem Jahr 2003 erreicht. Nach Abschaltung der Heizung habe sich diese Zahl halbiert. Insgesamt mache das Freibad einen alljährlichen Verlust von 60 000 Euro bis 80 000 Euro, was im Vergleich zu anderen Bädern noch überschaubar sei.

„Das war das schlimmste Schwimmbad, das ich je besichtigt habe“, blickte SDP-Bundestagsabgeordneter Andreas Schwarz auf seinen Besuch im September 2020 zurück. Obwohl das Bundesprogramm mit Anträgen total überzeichnet gewesen sei, habe man das Bad aufnehmen können – insbesondere, da man gespürt habe, wie sehr es von den Bürgern getragen werde.

Bei den Wortbeiträgen wünschte sich Silke Treuner ein „solides Grundangebot ohne viel Schnickschnack“, damit es dauerhaft bezahlbar bleibe. Wenn sie Bekannte darauf anspreche, erhalte sie stets zur Antwort: „Wir gehen nicht ins Bad nach Ludscht, weil es dort zu kalt ist.“ Bei einem Fünf-Meter-Turm schrien zwar ihre Jungs Hurra. Trotzdem sah sie das Kosten-Nutzen-Verhältnis eher kritisch. Ein 50-Meter-Becken befürworte sie, da manche Schwimmer jeden Tag kämen, um in Ruhe ihre Bahnen zu ziehen.

Viele Vorschläge

Stefan Korn erkundigte sich, ob das bestehende Funktionsgebäude erhalten oder abgerissen werde. Hier sei es - so der Bürgermeister - an den Planern, die wirtschaftlichste Lösung zu finden. Anstelle eines Fünf-Meter-Sprungbretts würde Korn eine zusätzliche Rutsche vorziehen. Anders sahen dies Ilka Feuerpfeil und Sascha Fritsche, die das Sprungbrett gerade für Jugendliche als Attraktion erachteten. Zudem regte Fritsche eine Fläche für Jugendliche zum Scooter- oder Skatebordfahren auf den neuen Parkplatz an, sollte dieser geteert werden. Dies sei, so Ehrhardt, nicht Bestandteil dieser Planungen; könne aber bei der für 2023 geplanten städtebaulichen Aufwertung der B85 eingebracht werden.

Weitere Anliegen können gerne insbesondere per E-Mail freibad@ludwigsstadt.de eingebracht werden. Die Präsentation findet sich auf der Homepage www.ludwigsstadt.de. Bis Ende Februar 2022 soll die finale Aufgabenstellung definiert, Baubeginn im September 2023 sein. 2024 wird es vermutlich keinen Badebetrieb geben. Angestrebt wird eine Baufertigstellung und Inbetriebnahme vor der Badsaison 2025

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