Machtkampf in CSU Coburg: Michael Schulz will auch den Vorsitz

„Es mangelt an Koordination, Organisation und an einer klar kommunizierten Linie“ – die Kritik von Michael Schulz ist harsch. Foto: Frank Wunderatsch

Er will CSU-Bundestagskandidat werden – nun visiert der 52-Jährige obendrein den Vorsitz im Kreisverband Coburg-Stadt an. René Boldt reagiert kühl.

 
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Coburg - Michael Schulz ist besorgt. „Mir bereiten organisatorische Schwächen, der negative Trend des Ergebnisses der zurückliegenden Kommunalwahl sowie die ausbaufähige öffentliche Wahrnehmung der politischen Arbeit des Kreisverbands zunehmend Sorgen“, schreibt der 52-Jährige in einem Brief, der adressiert ist an die CSU-Zentrale in der Hindenburgstraße. Der aber auch ohne Umweg in den Zeitungsredaktionen der Vestestadt einging.

In dem zweiseitigen Schreiben von vergangener Woche kündigt Michael Schulz an, nun nicht mehr nur Bundestagskandidat der Christsozialen im Wahlkreis Coburg/Kronach werden zu wollen (die NP berichtete), sondern obendrein den Vorsitz in seinem Kreisverband anzuvisieren.

Er tut dies so: „Gerade in schwierigen Zeiten sind wir gefragt. Unternehmer, Familien, Vereine und letztlich die gesamte Gesellschaft erwarten von unserer CSU zu Recht Antworten und Konzepte für eine Zukunft nach Corona – auch und gerade vor Ort.“ In seiner Partei gebe es viele „helle Köpfe“ und „engagierte Mitstreiter“. Deren Arbeit und Engagement verdiene Respekt und Anerkennung.

Es mangele jedoch „an Koordination, Organisation und an einer klar kommunizierten Linie. Für mich steht fest: Bei einer kritischen Analyse allein darf es nicht bleiben. (...) Ich erkläre daher meine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und meine Kandidatur für den Vorsitz des CSU-Kreisverbands Coburg-Stadt für die in Kürze stattfindenden Neuwahlen.“ Der letzte Satz ist dabei fett hervorgehoben.

Damit bahnt sich ein gleich doppeltes Duell an zwischen dem aktuellen Vorsitzenden René Boldt, 47, und seinem Stellvertreter der Jahre 2017 bis 2019.

Wie der gebürtige Bremer, den es 1998 nach Oberfranken zog, auf den Vorstoß reagiert? Sagen wir: norddeutsch sachlich. „Jeder hat das Recht, zu kandidieren“, gibt Boldt auf Anfrage der Neuen Presse zu Protokoll. Zu der harschen Kritik, die Schulz in dem Brief übt, kaum verholen auch an Boldt selbst, befindet der lediglich: „Ich teile diese Auffassung überhaupt nicht“. Einen Satz möchte er dann aber doch noch loswerden: „Die Union war immer am stärksten, wenn sie als Union aufgetreten ist.“

Mit der Wahl des Kreisvorsitzenden ist laut René Boldt angesichts der Corona-Pandemie frühestens im Mai zu rechnen.

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