Manga Day 2022 Cosplay am Manga Day

Andreas Teodoru

Am 27. August findet der erste deutschlandweite Manga Day statt. Auch in Coburg könnte das wieder kostümierte Fans in die Buchhandlung locken. Doch was ist eigentlich Manga und Cosplay?

 
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Wer sich am Gratis-Comic-Tag nur mit japanischen Bildheftchen – auch „Manga“ genannt – eindeckt, der oder die könnte nun mal ein paar effektreiche Luftsprünge vollführen und sein überzeugendstes Kostüm anlegen. Denn für Liebhaber dieses in Deutschland manchmal als Nischenprodukt abgetanen Mediums soll es ab diesem Jahr einen ganz eigenen Feiertag geben, den man auch in Coburg ehren wird.

Den Literaturhelden nacheifern

So wie Harry-Potter-Fans immer zur Buchnacht im Februar ihre Zauberroben und Zauberstäbe anlegen, um dann in kleinen Gruppen in die Buchhandlungen zu strömen, so bekommen auch die farbenfrohen Fans der unendlichen japanischen Medienwelt einen Tag für ihr Lieblingsmedium. Am 27. August wird es dann in allen teilnehmenden Buchhandlungen gratis Manga-Hefte zum Abholen geben – bei Thalia in Coburg auch eine Manga-Rätsel-Rallye und ein kleines Extra für alle Fans, die im Cosplay-Kostüm erscheinen, weiß auch Theresa Mehler, Auszubildende Buchhändlerin.

Sie wird am Manga Day nicht nur die Kunden bei der Auswahl beraten, sondern auch selbst in Verkleidung erscheinen: Voraussichtlich als Pokémon-Trainerin „Weiß“. Die Liebe zum Verkleiden folgte auf die Liebe zu Mangas mit elf Jahren, erzählt die 23-Jährige: „Meine Schwester hat damals Mangas gelesen und so bin ich auch darauf gekommen. Ich gehe verkleidet auf etwa drei bis vier Veranstaltungen im Jahr, also spezielle Manga- und Anime-Veranstaltungen oder auch Spiele- oder Buchmessen.“

Wie Manga in den Westen kam

Wer wie Mehler ab den 1990ern mit Kinderserien im Fernsehen aufgewachsen ist, dürfte die animierten asiatischen Cartoons, die auf Mangas beruhen – die sogenannten Anime-Serien wie „Pokémon“, „Naruto“ oder „One Piece“ –, schon einmal gesehen haben. Neben Computerspielen sind Anime und Mangas nämlich eines der wichtigsten kulturellen Exportgüter der fernöstlichen Insel. Dort stellen die Mangas sogar einen der bedeutsamsten Teile der Literatur- und Medienlandschaft dar und machen dem westlichen Comicmarkt problemlos Konkurrenz.

Die Ästhetik der meist taschenbuchgroßen und von hinten nach vorn, von links nach rechts gelesenen Bildunterhaltungen besticht vor allem durch schwarz-weiße, oft niedliche Darstellungen der Figuren mit sehr großen, aufwendig detaillierten Augen und epischen Geschichten. Manga ist kein Genre, sondern ein Medium mit verschiedenen Genres: Liebesgeschichten, Horror, Sport, Abenteuer, Science-Fiction und Fantasy. Die Auswahl ist unendlich groß. Ebenso das Angebot spannender und exotischer Figuren, sagt Mehler: „Es gibt bestimmt für jeden Menschen den passenden Manga. Es ist aber auch schwierig, diesen bei der millionenfachen Auswahl zu finden.“

Wie Trekkies nur bunter

Regina Kleinhenz (24), Studentin in Coburg, ist ebenfalls Manga-Fan und investiert besonders viel Zeit für ihr Lieblingshobby Cosplay, dem auch viele Manga-Fans frönen: „Für ein Kostüm brauche ich im Durchschnitt eine Woche und etwa 50 bis 100 Euro.“ Viele Cosplayer nähen und basteln ihre Kostüme meistens selbst und eifern ihren Helden nach. Der Begriff stammt aus dem Englischen und heißt „Kostüm-Spiel“. Er beschreibt Fans, die sich in aufwendig gestaltete und ihren Helden nachempfundene Kostüme werfen und diese gern auf thematisch passenden Veranstaltungen zur Schau stellen – man denke an die aus den USA stammenden Star-Trek-Fans in Star-Fleet-Uniform auf einer Comic-Convention.

Cosplay ist kein Fasching

Auch dieser Trend ist in den 1990er-Jahren aus Japan in die USA und nach Europa herübergeschwappt und hat ebenso in der Computerspiel-Branche große Nacheiferer, denn das Hobby wandelt sich, sagt Kleinhenz: „Früher habe ich sehr viel selbst genäht, inzwischen bin ich Botschafterin für nachhaltiges Cosplay und kaufe viele gebrauchte, aber keine fertigen Kostüme. Nur Perücken kann man schlecht selber herstellen.“ Fotoshootings gehören nach all der Mühe am Nähtisch natürlich auch dazu, dafür hat Kleinhenz schon so manche Orte in Coburg gewählt. Auch beteiligt sich die Studentin an einer großen Manga- und Anime-Convention in Coburg: Die Xmas-Con im Dezember hatte bis vor der Pandemie jährlich knapp 1000 Besucher in das Kongresshaus Rosengarten gelockt. Am 3. Dezember 2022 soll die Veranstaltung wieder Gäste aus ganz Deutschland anlocken. Diese laufen dann vielleicht kostümiert durch die Stadt und könnten so einige Blicke auf sich ziehen. Was die bunt gekleideten Männer und Frauen aber wohl am meisten nervt, sind die unnötigen Hinterherrufe wie „Fasching ist schon lang vorbei“. Denn das Kostüm ist Ausdruck ihrer Liebe zum Manga, und diese Liebe dürfen sie an jedem Tag ausdrücken.

Hintergrund zum Manga Day

Manga
ist der japanische Begriff für„Comics“ und weltweit als eines der wichtigsten Exportgüter Japans beliebt . Im Gegensatz zum westlichen Zeichenstil fallen Mangas durch auffallend niedliche Zeichenformen auf, die gern im Kontrast zu der ernsten Thematik des Inhalts steht. Viel Wert wird oft auf detaillierte Augen, effektreiche Kämpfe und epische Geschichten gelegt.

Manga Day
Am ersten deutschlandweiten Manga Day (27. August 2022) darf man sich bei ausgewählten Buchhändlern aus 25 Manga- Sonderproduktionen maximal drei Hefte kostenlos mit nach Hause nehmen. Solange der Vorrat reicht.

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