Meilschnitz Happy End für Pannenbaum

Fünf Babybäumchen sind aus dem Reisig der Edeltanne entstanden. Foto: Privat

Die in Meilschnitz umsonst gefällte Edeltanne, die eigentlich festlich geschmückt auf dem Coburger Marktplatz stehen sollte, endet nun doch als Weihnachtsbaum. Dank der Kreativität der örtlichen Schnippelweiber.

 
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Aus Meilschnitz auf den Coburger Weihnachtsmarkt. Diese Reise sollte am Montag eigentlich eine Edeltanne antreten, die seit über 50 Jahren im Garten einer Familie wuchs. Doch nachdem Mitarbeiter des Coburger Grünflächenamtes den stattlichen Baum bereits gefällt und am Haken hatten, stellte sich heraus, dass der Baum aufgrund seiner Größe gar nicht über die gewählte Strecke transportiert werden kann (wir berichteten). Statt also am Ende prächtig auf dem Coburger Weihnachtsmarkt zu stehen, endete die Edeltanne als Kleinholz am Straßenrand. Doch nun gibt es doch noch ein Happy End für den Baum.

Denn die „Schnippelweiber“ aus Meilschnitz lasen in der Zeitung von dem verunglückten Weihnachtsbaum und setzten sich mit dem Besitzer der Tanne in Verbindung. Die Schnippelweiber sind rund 20 Frauen, die sich regelmäßig zum gemeinsamen Basteln treffen. „Wir trinken Tee, essen Plätzchen und reden, Jung und Alt gemeinsam, das macht es aus“, schildert Claudia Dorst, eine der Teilnehmerinnen. Aufgrund der Kontaktbegrenzungen während der Coronapandemie war das Treffen so vieler Menschen verboten und so entstand die Idee, zu zweit oder zu dritt Weihnachtsbäume zu basteln. Aus Beton wurden Sockel gegossen, in deren Mitte ein langer Stamm gesteckt wird. Daran befestigen die Frauen Reisig und fertigen so mannshohe Bäumchen, die im Freien vor den Häusern für festliche Stimmung sorgen. Weil die Bäume so gut ankamen, ist das Bäumchenbasteln seither zum festen Bestandteil des Winterprogramms geworden. Und dafür brauchen die Frauen jede Menge Reisig.

„Wir waren stolz darauf, aus Meilschnitz einen Baum auf dem Coburger Markt zu haben“, berichtet Claudia Dorst von der Vorfreude im Ort. Als es dann doch nicht klappte, war die Enttäuschung natürlich groß. Was lag näher, als das viele übrig gebliebene frische Tannenreisig für das Basteln der kleinen Bäumchen zu nutzen? Der Besitzer des verunglückten Weihnachtsbaumes war begeistert, so Dorst, und so schnitt sie mit einer Freundin, Diana Schramm, die Äste ab. Eine große Maurerwanne voller Reisig brauchen die Frauen pro Baum, sagt Claudia Dorst, rund 40 Minuten dauert dann das Binden. „Dieses Reisig war schon etwas Besonderes, der Baum hatte super Äste, sie ließen sich richtig gut verarbeiten. Und diese große Menge direkt bei uns war sehr praktisch“, meint Claudia Dorst. Am Wochenende bastelte sie gemeinsam mit Diana Schramm fünf Bäumchen. Zwei waren von Freunden vorbestellt, einen schenkten sie der Familie des verunglückten Weihnachtsbaumes. „Wenn sie ihre Tanne schon nicht auf dem Weihnachtsmarkt sehen können, so haben sie jetzt wenigstens einen kleinen Weihnachtsbaum vor der Haustüre“, sagt Claudia Dorst. Ihr eigenes Bäumchen steht in ihrem Garten und soll demnächst noch mit Lichterkette und selbst gebastelten Wachsanhängern festlich geschmückt werden.

Die Reste der Edeltanne habe das Grünflächenamt Coburg inzwischen abtransportiert, sagt Claudia Dorst. „Damit die Besitzer wenigstens nicht auch noch Arbeit damit haben“, meint sie. Das Holz des Baumes wurde nach ihrer Information in der Nachbarschaft verteilt.

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