Die Klöße, Knölla, Höbes oder Hütes erfunden zu haben, behaupten viele Thüringer von sich. Für die Meininger freilich steht ohne jeden Zweifel fest, dass nur ihre Heimatstadt als einzig wahre Geburtsstadt der Thüringer Klöße infrage kommt. Die Hütes sind ihre sonntägliche Leibspeise. Ein geradezu göttliches Gericht. Nicht umsonst nennen die Einheimischen mit einem Augenzwinkern ihr Meiningen an der Werra auch Hütesheim an der Soße. Der Beweis? Dichter Rudolf Baumbach (bekannt als Schöpfer von „Hoch auf dem gelben Wagen“) hat 1882 im fremden Italien, mit Pasta und Rotwein im Bauch, ein sehnsuchtsvolles Hüteslied erschaffen, das endlich die ganze Wahrheit darüber ans Licht brachte, wie das war mit dem sauren Wein und Frau Holle, den erfrorenen Reben, der geschenkten Kartoffel und dem überlieferten Kartoffelkloß-Rezept. Und wenn schon Herr Baumbach der sagenhaften Erd- und Himmelsgöttin Frau Holle und ihrer Götter-Speise, den Hütes, ein gemeinsames literarisches Denkmal gesetzt hat – gewidmet übrigens seinen „lieben Landsleuten an der Werra“, warum sollten die Meininger dann Frau Holle nicht gleich zu ihrem Stadtmaskottchen machen und selbstverständlich jedes Jahr ein Hütesfest feiern.
Meiningen und der Kloß Die Hüterin der Hütes
Antje Kanzler 09.12.2022 - 16:55 Uhr