Meinung Armutszeugnis fürs reiche Deutschland

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Zur Situation behinderter Patienten in den Kliniken

 
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Die prekären Zustände in der Pflege in Deutschlands Kliniken sind seit Jahrzehnten bekannt. Und die Corona-Pandemie hat letzten Optimisten die Augen geöffnet, dass die Aussage von den am Limit arbeitenden Pflegekräften bei Weitem untertrieben ist. Vielmehr herrscht schon lange der pure Notstand: Selbst die reine stationäre Grundversorgung der Patienten ist in den vielfach kapitalgetriebenen Horten angeblicher Spitzenmedizin kaum noch gewährleistet.

Besonders hart trifft es behinderte Menschen – vor allem dann, wenn sie stark geistig eingeschränkt sind. Im hektischen, überhitzten Klinikalltag bleibt dem pflegenden Personal keine Zeit, zusätzlich zur Versorgung der „normalen“ Patienten auch noch auf deren besondere Bedürfnisse und pflegerisch aufwendigeren Ansprüche einzugehen. Und dass sich zumindest Angehörige oder Mitarbeiter der Behindertenhilfe um sie kümmern können, scheitert derzeit noch an der seit Jahrzehnten ungeklärten Finanzierung der Krankenhausassistenz. So bleiben behinderte Menschen – oft von der Kliniksituation völlig überfordert – alleine, isoliert und schlecht versorgt zurück. Dieses Pflegesystem ist ein Armutszeugnis für das reiche Deutschland.

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