Es folgt ein Zitat aus der Ur- und Frühgeschichte moderner Massenunterhaltung: "Das Gerät liefert ein helles, gut getöntes Bild von großer Schärfe, das durch seine Verzerrungsfreiheit auffällt: Sie ist der neuen Bildröhre zu danken, durch die das Bild nicht mehr aussieht wie 'über die Walze gezogen'." So fachkundig lobte die Zeitschrift Funkschau den "Einheits-Fernsehempfänger E1", der in 10 000-facher Ausfertigung Ende des Jahres 1939 zunächst in Berlin und Umgebung ausgeliefert werden sollte. Was der Ausbruch des Krieges wenig später unterband: Gerade mal fünfzig Exemplare wurden gefertigt; fast alle gingen verloren. Mediengeschichte als "Archäologie" betreibt zurzeit Stephan Berg, Chef des Bonner Kunstmuseums: Dort führt er bis zum 17. Januar in der Schau "Tele-Gen - Kunst und Fernsehen" vor, wie sich prominente Künstler - etwa Nam June Paik oder Christoph Schlingensief - mit dem Medium auseinandersetzten. Lange Zeit taten sie's eifersüchtig, meint Berg: "Viele versuchten, das Fernsehen wie einen Dämon auszutreiben", erreichte es doch eine "Omnipräsenz und Omnipotenz", die in solchem Maße der Kunst sonst schwerlich gelingt. Zum Beispiel ist in Bonn ein Bildschirm zu sehen, den Günther Uecker buchstäblich vernagelt hat. Nicht indes "Wer nagelt am besten?", sondern "Wer näht am besten?" fragt vom 3. November an Modemacher Guido Maria Kretschmer in der neuen Reihe "Geschickt eingefädelt" des Privatfernsehens RTL: Sechs Shows lang müssen sich fünf Hobby-Handarbeiterinnen und drei -Handarbeiter beim Umgang mit Stoffen, Zwirn und Nadel bewähren, vor einer Jury, weil es ohne die nun mal nicht geht. Ein weiterer Schritt auf dem Weg der einheimischen TV-Unterhaltung in die Totalverhunzung? Mal sehen. Am "Einheits-Fernsehempfänger E1" verbarg eine Art Schiebetür die Mattscheibe: frühzeitliches Zeichen dafür, dass Fernsehen manchmal am besten ist, wenn man's nicht sieht.