Ein Diesel-Pkw darf 80 Milligramm Stickoxide pro Kilometer in die Luft pusten - doch jahrelang wurden die Grenzwerte nur im Labor eingehalten. Dass die Branche sich unter dem öffentlichen Druck des Diesel-Skandals dazu durchrang, endlich eine für die Straße statt für den Prüfstand optimierte Dieseltechnologie zu entwickeln, ist zu begrüßen. Die Frage ist nur, wie diese Technologie schnellstmöglich auf die Straßen kommt. Der Daimler-Konzern zahlt seit Kurzem, wie die anderen deutschen Hersteller auch, eine Prämie für den Austausch alter Diesel gegen schadstoffärmere Neu- und Gebrauchtwagen - und hat sich durch seine Strategie in ein Dilemma gebracht. Denn der Konzern fördert nur den Kauf von Mercedes-Autos mit den Schadstoffklassen Euro 6c und 6d-Temp - also die bisher einzigen Fahrzeuge, deren Zulassung an das Bestehen realitätsnaher Tests geknüpft ist. Doch weil diese Autos erst seit Kurzem produziert werden, sind sie als Gebrauchte kaum zu bekommen, sodass die gut gemeinte Prämie weitgehend ins Leere läuft. Die Versäumnisse bei Neuwagen holen den Konzern nun mit Verzögerung am Gebrauchtwagenmarkt wieder ein. Das wird sich nur allmählich ändern, wenn die Autos mit neuester Technologie kommen - hilft aber den Besitzern von Altdieseln nicht weiter. Weil sich Gebrauchtwagen nun einmal nicht aus dem Boden stampfen lassen, muss sich Daimler etwas anderes einfallen lassen, um die zu Recht verschnupften Möchtegern-Kunden bei Laune zu halten.