Wer demenzkranke Angehörige zu Hause hat, kennt das Gefühl der Überforderung und Ohnmacht im Umgang mit dieser unberechenbaren Krankheit. Viele Familien haben die Erfahrung gemacht, dass es nahezu unmöglich ist, für den verwirrten Angehörigen, dem körperlich nichts zu fehlen scheint, eine Pflegestufe zu erhalten. Denn bisher spielen nur körperliche Gebrechen für die Einstufung eine Rolle. Das soll mit der zweiten Stufe der Pflegereform, die das Bundeskabinett gestern beschlossen hat, anders werden. Künftig soll es fünf Pflegestufen geben - und die Einstufung soll nicht mehr wie bisher nach dem minütlichen Aufwand für die Pflege erfolgen, sondern nach dem Grad der Selbstständigkeit des alten oder verwirrten Menschen. Von den Segnungen des neuen Gesetzes sollen 500 000 Pflegebedürftige zusätzlich profitieren. Das ist eine gute Nachricht. Gesundheitsminister Hermann Gröhe, CDU, kann sich das schon mal als Erfolg auf die Fahnen schreiben. Es ist ihm gelungen, in all dem Interessen- und Kompetenzgerangel der Gesundheitspolitik einen Kompromiss zu finden, der offensichtlich mehrheitsfähig ist.