Nicht zu Guttenberg oder Merkel waren es, die den Sinneswandel in der Betrachtung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr auslösten. Nein, es war der Satz "Nichts ist gut in Afghanistan", gesprochen am 1. Januar 2010 von Margot Käßmann, damals EKD-Ratsvorsitzende und Deutschlands oberste Bischöfin, in ihrer Neujahrspredigt. Es gibt wenige Sätze, die so viel Wirbel auslösten. Käßmann war damals selbst überrascht und erschrocken von der Wirkung ihrer Worte in der Öffentlichkeit. Fast wäre ihre Predigt über all den prominenten Weihnachtsbesuchern bei der Bundeswehr-Truppe am Hindukusch in Vergessenheit geraten, hätte die Universität Tübingen die Rede der beliebten Protestantin Käßmann nicht soeben zur "Rede des Jahres 2010" gekürt. Ausgerechnet gestern, als alle Medien über den Besuch der Kanzlerin bei den Soldaten in Afghanistan berichteten, als überall reportiert wurde, dass auch Angela Merkel (CDU) erstmals das Wort "Krieg" im Zusammenhang mit dem Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan in den Mund genommen hat. Die Kanzlerin war dieser Einsicht deutlich später gefolgt als ihr smarter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der den Einsatz bereits kurz nach seinem Amtsantritt als Krieg bezeichnet hatte.