Der Chef der Bank of England, Mervyn King, hob einst die Vorzüge einer "langweiligen Geldpolitik" hervor. Nun, davon kann seit einigen Jahren nicht mehr die Rede sein. Die Notenbanken mussten erst eine marode und moralisch verkommene Finanzbranche retten. Und dann - das gilt allen voran für die Europäische Zentralbank (EZB) - überschuldete und reformunfähige Staaten, ja sogar die gesamte Eurozone. Die Notenbank ist vom "Kreditgeber letzter Instanz" zum "Retter letzter Instanz" geworden. Besonders EZB-Chef Mario Draghi steht immer wieder als Sündenbock da. Nur trägt nicht er die Hauptschuld an der Krise des europäischen Währungsverbunds, sondern die Institutionen in Brüssel und die nationalen Regierungen. Mangelnder Reformwille und/oder -fähigkeit, desaströse Finanzpolitik, Rechtsverstöße, schlechte Kommunikation - die Liste der Verfehlungen ist lang. Die Konstruktionsfehler des Euroraums sind so gravierend, dass die Währungshüter immer wieder zu drastischen Mitteln gezwungen worden sind und wohl auch weiterhin gezwungen werden.