Die Botschaft ist nicht neu, aber zum Tag der Deutschen Einheit klingt sie immer mal wieder mehr als vernünftig: Wir sollten nicht mehr von den alten und den neuen Ländern sprechen, meint Kanzleramtsminister Thomas de Maizière, und nicht mehr einfach zwischen Ost- und Westdeutschland unterscheiden, zwischen Ossis und Wessis, sondern zwischen Ost und Süd, West und Nord. Schön wär es ja, aber die Realität sieht auch 17 Jahre nach der rechtlich vollzogenen Vereinigung ganz anders aus. Nicht nur die Statistiker und die Meinungsforscher traktieren uns nahezu täglich mit den prozentual feststellbaren Unterschieden bei den materiellen Lebensumständen, bei den Erwartungen und den Enttäuschungen. In uns selbst, den Erwachsenen jedenfalls, dominiert weiterhin das Trennende, das in der jeweils eigenen Biografie verwurzelte Bewusstsein des Fremdelns mit dem anderen Teil des Landes, in dem wir groß geworden sind.