Obwohl in Minsk seit Wochen jeden Sonntag Zehntausende Demonstranten auf die Straße gehen, sitzt Lukaschenko fester im Sattel als es vor allem aus dem Blickwinkel des Westens scheint. Er kann auf alle wichtigen Instrumente autokratischer Herrscher vertrauen: Militär und Sicherheitsorgane stehen ebenso an seiner Seite wie - nach kurzem Zögern - Russlands Führung. Breite Bevölkerungsschichten sind mit dem Präsidenten zufrieden (Rentner) oder von seinem System wirtschaftlich abhängig (Mitarbeiter der Staatsbetriebe). Auch die Zeit spielt Lukaschenko in die Hände. Zumal die Opposition für ihren friedlichen Weg Anerkennung verdient, aber den richtigen Moment für eine Revolution verpasst haben könnte. Die Proteste sind noch groß, aber sie werden abflauen, spätestens mit Einbruch des (bela-)russischen Winters. Es sei denn, das Regime befördert die Empörung im Volk mit brutaler Gewalt, Folter - oder der Entführung einer Frau.