Nur der Verkehrsbereich scheint immun gegen solche Strömungen zu sein: Unbekümmert will Bundesverkehrsminister Scheuer eine längst vom Bundesrat beschlossene, aber wegen eines Formfehlers nicht in Kraft getretene Verschärfung der Straßenverkehrsordnung wieder aufweichen. Ist es unverhältnismäßig - wie Scheuer meint -, dass der Führerschein schon nach einer Überschreitung von mehr als 21 Stundenkilometern innerorts weg sein soll, so wie es das neue Gesetz will? Nein, das ist es keineswegs. Wenn ein Autofahrer - inklusive Toleranz - mit fast 80 Sachen durch ein Dorf oder eine Stadt brettert, dann ist das ein grober Regelverstoß. Die Gesellschaft sollte die mehr als 3000 Verkehrstoten nicht achselzuckend hinnehmen. Deutschland hat ein lockeres, liberales Verkehrsrecht, es kennt noch kein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen, es ahndet Verkehrsverstöße weitaus milder als andere EU-Länder. Aber bestehende Tempolimits müssen respektiert werden - von allen. Rasen ist kein Kavaliersdelikt.