Seit elf Jahren gibt es die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS). Wie jede staatliche Stelle, bei der man sich die Sinnfrage stellen könnte, investiert sie viel Mühe und Steuergeld, um ihre Existenz zu rechtfertigen. Wenn man den Begriff "Diskriminierung" nur weit genug fasst und die Menschen oft genug befragt, dann fühlt sich am Ende fast jeder irgendwie diskriminiert. Womit wiederum bewiesen wäre, dass es eine solche Stelle braucht. Die Taktik scheint zu funktionieren: Inzwischen ist der Jahresetat der ADS auf 4,3 Millionen Euro gestiegen, die Zahl der Mitarbeiter auf 35. Natürlich, Vater Staat meint es nur gut. Aber es ist eine erdrückende Fürsorge, die in freien Menschen nur noch willenlose Objekte sieht. Aus Sicht der Antidiskriminierungsstelle ist es etwa Frauen nicht zuzutrauen, dass sie beim Frisör fragen: Warum muss ich für den gleichen Haarschnitt mehr bezahlen als ein Mann? Womöglich dauert ein Haarschnitt bei einer Frau einfach länger? Dann wäre es mit einer Diskriminierung nicht wirklich weit her. Auch in Reinigungen sollte nach Ansicht der Polit-Bürokraten künftig die Gleichmacherei Einzug halten. Dass das Bügeln einer Bluse womöglich aufwendiger ist als das eines Herrenhemdes, müssen Reinigungen wohl bald per Videobeweis belegen. Ansonsten hat künftig zu gelten: Bluse und Hemd sind den Reinigungsfirmen Jacke wie Hose. Geschlechtsneutrale Preislisten, wie sie die Antidiskriminierungsstelle fordert, müssen natürlich überwacht werden. Da tut sich für Bürokraten ein neues Betätigungsfeld auf. Wohl dem Land, das sich solche Sorgen machen kann. Rainer Wehaus