Die Beschäftigten bekommen mehr, als bei allen Tarifabschlüssen anderer Branchen im vergangenen Jahr herausgeholt wurde - übrigens einschließlich des Abschlusses für die öffentlich Bediensteten der Länder. Insofern scheint es gerechtfertigt, dass sich Verdi-Chef Bsirske nach den letzten Tarifverhandlungen vor seinem Ausscheiden kräftig auf die Schulter klopft. Ebenso wie der neue Innenminister Horst Seehofer, der einen großen Arbeitskampf im bayerischen Landtagswahljahr gar nicht gebrauchen konnte. Dass die Steuereinnahmen kräftig sprudeln, hat beiden einen Abschluss ohne Arbeitskampf erleichtert - auch wenn so manche hoch verschuldete Kommune die neuen Lasten kaum schultern kann. So wird über die weniger schönen Seiten des Abschlusses vermutlich hinweggesehen: 30 Monate Laufzeit und im dritten Jahr nur eine Mini-Erhöhung um 1,06 Prozent. Und 200 Euro mehr für untere Tarifgruppen, wo Verdi die treuesten Mitglieder hat, konnte Bsirske auch nicht durchsetzen. Die einmal gezahlten 250 Euro werden sich nicht auf Dauer im Lohnniveau niederschlagen. Was aufhorchen lässt: Mit besonders hohen Einkommenszuwächsen für Berufseinsteiger und zusätzlich freien Tagen für Krankenhauspersonal lockt der öffentliche Dienst den Nachwuchs. Der Kampf um die besten Köpfe auch im Staatsdienst ist voll entbrannt.