Als er 2001 das Leben des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann fürs Fernsehen inszenierte, bot er als Beiwerk zu den drei 90-minütigen Teilen dieselbe Zahl gleich langer Dokumentationen auf und brachte obendrein auf fast 500 schön gebundenen Seiten das Buch zum Film heraus. Dem modernen Klassiker und Geistesheroen ("Wo ich bin, da ist Deutschland") hätt’s wohl gefallen. Nun widmete sich der Regisseur und Autor einem weiteren Großschriftsteller, einem, der sich in seinen frühen Jahren gar für den "letzten Dichter der deutschen Sprache, das letzte deutsche Genie" ausgab: Heute und in einer Woche strahlen erst das Kulturfernsehen Arte, dann die ARD Breloers 180-minütigen Zweiteiler über Bertolt Brecht aus, den als jugendlichen Rebellen Tom Schilling, später Burghart Klaußner als gereiften Kommunisten und Poeten verkörpert. Dazu gibt’s den "Roman seines Lebens" als Buch. Anders als Mann veröffentlichte Brecht selbst indes wenig über seine "Vorstellung von sich"; so entschloss sich Breloer, "findend und erfindend" in dies "andere, fremde Leben hineinzuspringen". Von dem ist freilich reichlich wohlbekannt: Zum Beispiel, dass er sich, herangewachsen, nicht mehr als Dichter, sondern als handwerklichen "Stückeschreiber" seines "Epischen Theaters" verstand; dass er, den Kapitalismus verfluchend, sexuell, intellektuell und künstlerisch zum Ausbeuter der Frauen um ihn wurde, so für Marianne Zoff, Elisabeth Hauptmann, Helene Weigel, die im Fernsehdrama von Adele Neuhauser gespielt wird; auch dass er sein bis heute populärstes Werk keineswegs für sein bestes hielt: Die "Dreigroschenoper" von 1928, vom Samstag kommender Woche an im Theater Hof zu sehen, machte Bertolt Brecht zu etwas, das er gerade nicht hatte sein wollen: zu einem deutschen Klassiker. Foto: Christian Charisius/dpa