Beim Verkehrsgerichtstag in Goslar - einem jährlichen Expertentreff mit oft erfolgreichen Empfehlungen an den Gesetzgeber - ist diesmal viel über den angeblichen Krieg auf unseren Straßen diskutiert worden. In der Tat haben sich viele Rahmenbedingungen geändert, die den Stresspegel auf den Straßen erhöht haben: Die Verkehrsdichte hat zugenommen, die PS-Stärke ebenso und selbst auf den Gehwegen findet nun ein Gerangel statt: Neben Fußgängern, Kinderwagen und Rollatoren drängen sich dort E-Scooter - erst gepriesen und schon wieder in Verruf. Die Verkehrsrechtler aber haben große Mühe, mit neuen Sanktionen das Geschehen auf den Straßen in friedliche Bahnen zu lenken. Erstens gibt es noch keine Belege, dass die Aggressivität wirklich zugenommen hat. Die Zahl der Verkehrstoten ist auf einen Tiefstwert gesunken, erst 2018 ist sie wieder leicht angestiegen. Was die Gesellschaft braucht, ist eine Kampagne für Fairness im Straßenverkehr. Früher gab es die Sendung "Der siebte Sinn", die über Risiken aufklärte und Verständnis für andere Verkehrsteilnehmer weckte. Das ist Historie. Alle wollen vorankommen. Aber wenn dichter Verkehr ein hohes Tempo ohnehin unmöglich macht, warum sollten da "Drängler" links mit Lichthupe unterwegs sein?