Wenn ein Konjunkturindex von 99,7 auf 99,2 Punkte sinkt, dann ist dies alles andere als dramatisch. Und doch lässt die neue Ifo-Umfrage aufhorchen. Denn erstens hatten viele Ökonomen im sonnigen April mit einem leichten Aufwärtstrend gerechnet. Und zweitens stand der Zeiger des Ifo-Barometers noch vor einem Jahr bei 118 Punkten. Seitdem geht es steil bergab. Ein kräftiger Kursrutsch, würden Börsianer sagen. Tatsächlich ist der Kursverfall der Deutschland AG nicht mehr zu übersehen, was viele globale, aber auch hausgemachte Gründe hat. Die lustlose Wirtschaftspolitik der Kanzlerin gehört dazu, die Substanzschwäche ihres treuen Gefolgsmannes und Wirtschaftsministers Peter Altmaier ebenso. Dass Brexit und Trump keine Glücksgefühle bei den 9000 Managern, die das Ifo-Institut jeden Monat befragt, auslösen, ist klar. Umso wichtiger wäre eine mutige, progressive Zukunftsorientierung der deutschen Politik für das Klima in den Chefetagen. Mit Angela Merkel ist das wohl nicht mehr möglich, ihre Zeit läuft ab. Wie weit entfernt von der Wirklichkeit die Berliner Politik ist, zeigt sich auch an ihrer Beurteilung des Zustands der Wirtschaft. Noch letzten Herbst ging man von einem Prozent Wachstum aus, vor wenigen Tagen wurde diese Prognose für 2019 auf 0,5 Prozent halbiert. "Die deutsche Wirtschaft verliert weiter an Kraft", resümiert Ifo-Chef Clemens Fuest. Noch glauben die meisten, dass die Schwäche vorübergehend ist. 1,5 Prozent sollen es 2020 werden. Schön, wenn Prognosen mal Realität würden.