In Lettland hat sich soeben die Bevölkerung in einer Volksabstimmung mit großer Mehrheit dagegen ausgesprochen, Russisch zur zweiten Amtssprache zu machen. Mit dieser Entscheidung wollten sich die Letten offensichtlich an der russischen Minderheit "rächen", die vor dem Zerfall der alten Sowjetunion gezielt in ihr militärisch besetztes Land eingeschleust wurde. Hinter dem lettischen Volksentscheid verbirgt sich aber auch eine Lehre, die in keinem Land der Welt unterschätzt werden darf: Die Sprache ist ein mächtiges Symbol für das Zusammengehörigkeitsgefühl gleich gesinnter Menschen! Deshalb überrascht auch das Ergebnis einer Meinungsumfrage nicht, bei der man herausfinden wollte, was für die nationale Identität wichtig ist. Als entscheidendes Kriterium nannten die Deutschen ihre Sprache. Natürlich gehören zur Identität eines Volkes auch die gemeinsame Geschichte, das Wertesystem, die Weltanschauung, Flagge und Hymne, aber deutlich an der Spitze steht die Sprache. Im auseinandergebrochenen Vielvölkerstaat Jugoslawien führten die territorialen Sprachunterschiede noch in jüngster Vergangenheit zu blutigen Kämpfen.