Schon bei Tempo 120 statt 100 braucht ein Autofahrer 44 Meter länger, bis er sein Fahrzeug zum Stillstand gebracht hat. Jetzt muss man nicht unbedingt Verfechter eines generellen Tempolimits auf den deutschen Autobahnen sein, um festzustellen: An vielen Stellen erfüllen Geschwindigkeitsbegrenzungen eine wichtige Funktion. Sie entschärfen etwa Gefahrenstellen, weisen auf Unfallschwerpunkte hin oder beugen Aquaplaning in regnerischer Witterung vor. Mit ihren Plänen, die Verschärfungen des neuen Bußgeldkatalogs in puncto Geschwindigkeitsüberschreitungen zu revidieren, gehen die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer und ihr Berliner Amtskollege Andreas Scheuer (beide CSU) mit schlechtem Beispiel voran. Die Erfahrung zeigt, dass notorische Raser erst dann Einsicht zeigen, wenn sich die Folgen ihres Tuns eben nicht nur im Portemonnaie niederschlagen, sondern ganz konkret im Entzug der Fahrerlaubnis. Ein um 20 Euro erhöhtes Bußgeld, wie von Bundesverkehrsminister Scheuer vorgeschlagen, wird da wohl kaum zu einem Umdenken führen.