Unabhängig vom Ergebnis der juristischen Ermittlungen im HWK-Skandal: Fest steht, dass in der Handwerkskammer viele Jahre eine schlimme Führungskultur herrschte. Es ist verständlich, dass viele Handwerker erbost über die Machenschaften sind, die bislang bekannt geworden sind. Der mittlerweile freigestellte Hauptgeschäftsführer Thomas Koller und der zurückgetretene Präsident Thomas Zimmer müssen sich zu Recht schwere Vorwürfe gefallen lassen. Ihr Kardinalfehler: Sie haben es zugelassen oder gar befördert, dass der frühere operative Kammerchef Horst Eggers nach seinem Ausscheiden nach Gutsherrenart in ihrer Organisation agierte. Das Trio operierte offenbar in manchen Belangen sogar gezielt am Vorstand und an der Vollversammlung vorbei. Zimmer, Koller und Eggers sprachen öffentlichkeitswirksam gerne von Werten und Bodenständigkeit. Dazu passt es aber nicht, dass jüngst bei der kleinen Kulmbacher Kammertochter IFGO dubiose Repräsentationskosten von 18 000 Euro entdeckt worden sind. Nicht zu vermitteln ist es auch, dass sich die IFGO mit nur drei Mitarbeitern einen gut dotierten Beirat leistete. Zimmer bekam jährlich 3000 Euro, Eggers als Chef sogar 6000 Euro. Anscheinend ging dem Trio zunehmend das Gefühl für das rechte Maß verloren.