Dass die EKD-Parlamentarier sich diese Woche in Dresden einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt haben, verdient allein schon Anerkennung und Respekt. Einerseits hat ihnen wohl das Lob des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung für ihre Entschlossenheit im Kampf gegen sexuelle Gewalt gutgetan. Andererseits stellten sich die Synodalen der zum Teil harten Kritik der von Missbrauch in der Kirche betroffenen Menschen. Sie ließen eine unmittelbare Konfrontation mit deren schlimmen Erfahrungen zu. Die Protestanten zeigten damit, dass sie dazugelernt haben. Es reicht eben nicht, Experten anzuhören, am grünen Tisch Verfahren zu entwickeln, ohne die Sicht der Betroffenen einzunehmen und ihnen - soweit dies geht - Gerechtigkeit zu verschaffen. Selbst die Betroffenen würdigten diesen Perspektivwechsel der Kirche als einen Meilenstein. Dass sie dennoch unzufrieden sind, liegt in der Natur der Sache. Erstens ist die Fortentwicklung in diesem Bereich längst nicht abgeschlossen. Zweitens ist auch in der Kirche nicht alles Wünschenswerte mach- und finanzierbar. Die ursprünglich von der EKD ins Auge gefasste Dunkelfeldstudie zum sexuellen Missbrauch ist zum Beispiel so aufwendig, dass sie die EKD nicht schultern kann. Und drittens ist es zwar verständlich, dass die von schwerem Missbrauch Betroffenen hohe Entschädigungen für angemessen halten. Doch juristisch können sie derartige Ansprüche oft nicht durchsetzen, auch wenn es moralisch geboten sein mag.