War das eine Wahl! Voller Spannung und Tücken. Dass Christian Wulff in der Bundesversammlung trotz komfortabler schwarz-gelber Mehrheit nicht nur im ersten, sondern auch noch im zweiten Wahlgang durchfiel, kann nicht als Denkzettel für Merkel und Westerwelle durchgehen. Es ist eine schwere Schlappe, ein regelrechtes Sperrfeuer aus den eigenen Reihen, die unverhohlene Aufforderung, endlich zu einer klaren und starken politischen Linie zu finden, Schluss zu machen mit dem Dauerstreit in dieser Koalition und das Bündnis zu retten, dessen Schwäche vor allem die FDP binnen Kurzem in Umfrage-Tiefs ohnegleichen gerissen hat. Dass die CDU-Chefin und der Liberalen-Chef den Kandidaten auch noch im Hinterzimmer ausgekungelt und die Koalitionsparteien vor vollendete Tatsachen gestellt haben, machte das Kraut fett. Zum Harakiri indes, dazu, den Sturz der Regierung in Kauf zu nehmen, reichte der Zorn schwarz-gelber Wahlleute denn doch nicht. Allzu stark ist der Trieb, die Macht zu erhalten und Posten und Pöstchen abzusichern. Das Gebot unserer Verfassung, politische Entscheidungen allein dem eigenem Gewissen zu unterwerfen, wird in diesem Land sowieso seit seiner Gründung mit Füßen getreten.