Als dessen Kapitän Gianni Infantino den Fifa-Thron bestieg, keimte die Hoffnung auf, dass der Neue den von Vetternwirtschaft und Korruption durchsetzten Laden ausmistet. Gut zwei Jahre später zeigt sich: Er ist ein "würdiger" Nachfolger des zwielichtigen Sepp Blatter. Die Fifa befindet sich heute noch mehr in Schräglage als unter dem einstigen Patron. Der versprochene Reformprozess? Fehlanzeige. Sponsoren wenden sich ab, die amerikanische Justiz ermittelt hartnäckig. Und des Rests an Moral und Anstand hat sich Infantino entledigt, als er die Chefs der Ethikkommission in die Wüste schickte und durch so willfährige wie ahnungslose Nachfolger ersetzte. Unter dem Schweizer, der als eine Art Aufsichtsratschef gar nicht ins operative Geschäft eingreifen dürfte, ist die Fifa erneut eine One-Man-Show. Und um die Millionen-Versprechen zu erfüllen, mit denen er an die Spitze kam, ist ihm aktuell jedes Mittel recht. Erst überrumpelte er seine Vorstände mit Plänen für eine Art Vereins-WM, für die ein Konsortium aus dem arabischen Raum 25 Milliarden Euro bot, nun will er bereits die WM in Katar 2022 auf 48 Teams aufblasen. Der erste Deal ist bereits geplatzt. Die Kontinentalchefs der Fifa fühlten sich übergangen und bocken. Damit bröckelt Infantinos Machtbasis, was seine Wiederwahl 2018 fraglich macht. Viel schlimmer aber: Der Präsident blamiert seinen Verband in der Welt und beweist, dass die Fifa nichts dazugelernt hat.
Meinungen Sepp Blatter 2.0
Alexander Wunner 23.05.2018 - 19:57 Uhr