Spielen ist kein Kinderspiel. Sprachgeschichtlich wuchs das Wort Spiel aus Wurzeln, die große Leute ebenfalls betreffen. Denn auch den erbitterten Wettkampf meint es: Was heute Fußball und Tennis sind, waren einst die eisenklirrenden Waffens- und Geschicklichkeitsproben, bei denen sich die körperliche und geistige Überlegenheit ritterlicher Kämpen friedlich erwies. Spiel: ein Vergnügen und Zeitvertreib, aber mit Ernst betrieben. Nicht zuletzt hierzulande dominiert dabei auch und gerade unter Erwachsenen der strebsame Eifer bis hin zum unbedingten Siegeswillen. Beim Brettspiel - ob "Monopoly" oder "Malefiz", "Mensch, ärgere dich nicht" oder Schach, das Spiel der Masterminds - kann eine Niederlage so schmerzen wie ein öffentlicher Ehrverlust. Indes ist jener Ernst kein "typisch deutscher" Wesenszug und hat mit Humorresistenz nichts zu tun. In allen vergleichbaren Zivilisationen wenden sich immer mehr gestandene Männer und Frauen Zerstreuungen solcher Art zu, weil ein anderer Ernst, der des Lebens, sie peinigt. Groß angelegte Rollenspiele locken scharenweise Internet-Nutzer in fiktive Gegenwelten. Desgleichen legen in der Realität viele volljährige Mittelalter-Fans grob gewebte "Gewandungen" an, während sich andere in die Kostüme von Fantasy- oder Comic-Helden hüllen, ein Hobby, das "Cosplay" heißt. Bei der jüngsten Oldtimer-Show "Techno-Classica" in Essen gab ein Funktionär zu: "Wir richten unseren Besuchern ein überdimensionales Kinderzimmer als Kulisse ein, in dem die alten Autos wie Spielzeug wirken." Währenddessen breiten sich sogar kleinkindliche Beschäftigungen auf die Generation der Älteren aus: greifen doch auch sie immer häufiger zu Ausmalbüchern, denen sie einen wahren Boom bescheren, wie die Leipziger Buchmesse bestätigte. Als Besonderheit offerieren Sexshops das "Cunt-Colouring-Book": Darin darf Mann oder man die Details des weiblichen Schoßes einfärben, ganz nach persönlichem Geschmack.