Es gibt solche Tage: Da kriecht der längst vergangen geglaubte Schrecken klammheimlich zurück ins Bewusstsein. Weil an einem Datum zusammenkommt, was nicht zusammenpasst. Der 1. September dieses Jahres ist so ein Tag. Vor 80 Jahren überfiel die Wehrmacht Polen; Goebbels geiferte und das in wenigen Jahren unter Nazi-Propaganda völlig verblendete Volk jubelte dem "Führer" zu, der sogar bei der Uhrzeit log, als er behauptete "seit fünf Uhr fünfundvierzig wird jetzt zurückgeschossen". An einem solchen Tag ist man froh, im Jahre 2019 zu leben und in einem Deutschland, das als gefestigte Demokratie und freiheitlicher Rechtsstaat ebenso freiwillig wie unverrückbar eingebunden ist in die Europäische Union, das zentrale Friedensprojekt der vergangenen 70 Jahre auf diesem Kontinent. In einem Deutschland, das heute versucht, Friedensgespräche anzuregen statt Konflikte zu schüren; das sich auf die Fahnen geschrieben hat, neben Industrieprodukten auch Vernunft zu exportieren statt hysterischer Aufwallung.