Die Preise steigen nicht mehr. Nach null Prozent Inflation im August nun sogar minus 0,2 Prozent im September. Wird jetzt alles billiger? Das würde viele Verbraucher freuen, die Wirtschaft aber nicht. Fallende Preise sind Gift für die Konjunktur, die Erträge sinken, Konsumenten warten auf noch günstigere Angebote. Weshalb die Zentralbanken mit vielen Billionen Euro und Dollar gegen eine Deflation feuern. Die Inflation, früher Schreckgespenst, ist zur Wunschvorstellung geworden. Doch was die Statistik mit kühler Sachlichkeit aus Warenkörben berechnet, stellt sich praktisch oft anders dar. Dass die Preise nicht mehr steigen, stimmt nur bedingt. Wer zur Miete wohnt, sich eine Wohnung oder ein Haus kaufen will, dem helfen negative Inflationsdaten wenig. Wohnen, meist der größte Ausgabeposten, wird mit einer Geschwindigkeit teurer, die viele überfordert. Ein soziales Dilemma, ausgelöst durch die von der Politik gestützte Nullzinslinie der Notenbanken, die die Immobiliennachfrage antreibt, die Preise hochschießen lässt. Sprit und Heizöl sind billiger geworden, doch die Altersvorsorge schmilzt wegen fehlender Zinsen zusammen. Und so bleibt für die meisten Menschen die Bilanz unterm Strich negativ - auch wenn die Preise gerade nicht steigen.