Für Peymann wohl die letzte Produktion am Haus: Martin Kušej als designierter Intendant verzichte auf seine weitere Mitarbeit, ließ er verschnupft wissen. Darum, für den Abgang, ein Stoff, in dem es noch einmal um alles geht: Peymann nennt „Die Stühle“ ein „großartiges, wahnwitziges Clownspiel über den Untergang der alten Welt“. Ein altes Paar hat illustre, indes unsichtbare Gäste zum Diner geladen, um mit ihnen die Rettung der Menschheit zu verhandeln – ein wunderliches Spiel mit dem Widersinn, geboren aus einer Logik ähnlich der des Traums. Auch Peymanns junge, radikale Kollegin Sapir Heller, als sie das Zweipersonendrama 2018 im Theater Hof inszenierte, sah darin nicht weniger als einen „Gegenvorschlag zur Realität“. Vielleicht kann man Ionescos Œuvre insgesamt so umschreiben. Die Welt lässt sich ertragen, begreifen nie: „Wenn sie mir unverständlich bleibt, wie sollte ich da meine eigenen Stücke verstehen?“, fragte sich der Dichter, der vor 110 Jahren in Rumänien geboren wurde, selbst. Zu seinem Schaffen gehören als zeitlos prominente Bühnenhits auch „Die Nashörner“, eine Parabel über die Gleichgültigkeit im Angesicht des Totalitarismus, ebenso „Die kahle Sängerin“ und „Die Unterrichtsstunde“: Als Double Feature zeigt das Théâtre de la Huchette in Paris – wo Ionesco heute vor 25 Jahren starb – beide Stücke seit 1957 ohne Unterlass: weit über 17 000 Aufführungen derselben Produktion im selben Haus. Davon kann selbst eine Koryphäe wie Claus Peymann nur träumen.