Melchior-Otto-Tag Kronacher erfüllen ihr Gelübde

Heike Schülein
Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber zelebrierte das Lobamt. Foto: Heike Schülein

Alljährlich wird am Melchior-Otto-Tag an den Gönner der Stadt erinnert. Selbst Corona konnte nichts daran ändern, wenn auch heuer die Feier etwas anders ausfiel.

 
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Kronach - Ein bewegendes Stück Kronacher Stadtgeschichte, ein Quell der Hoffnung und des Zusammenhalts ist der Melchior-Otto-Tag, der alljährlich am Sonntag nach Sebastiani gefeiert wird. Auch heuer stand die Obere Stadt im Zeichen des in der Region einzigartigen Glaubenszeugnisses, wenngleich weder ein Festzug noch das Salutschießen und eine Ehrenbekundung möglich waren.

Gemeinsam mit Kronachs Bürgermeisterin Angela Hofmann lag der Pfarrei sowie der Stadt aber sehr daran, das Gelübde der Vorfahren auch heuer zu erfüllen. Deshalb zog die Bürgermeisterin mit ihrem Stadtrat – unter Einhaltung der Corona-Maßgaben – vom Rathaus zur Stadtpfarrkirche. Hier wurde das Lobamt begangen, wozu Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber insbesondere Vertreter der historischen Kronacher Szene begrüßen konnte. Sehr freute er sich auch in ökumenischer Gemeinsamkeit über die Teilnahme evangelischer Mitchristen, darunter Pfarrer Achim Gerber und dessen Ehefrau sowie der Vertrauensmann des Kirchenvorstands, Ulrich Oßmann.

„Beim Wort Berufung, woran denken Sie da?“, fragte Teuchgräber eingangs seiner Predigt. Vielen Kirchgängern komme dabei wohl eine Berufung zum Priester- oder Ordensberuf in den Sinn mit romantischen oder dramatischen „Berufungserlebnissen“. In seinen Augen sei Berufung jedoch eine Lebensaufgabe – ein lebenslanger Prozess, der von einem Menschen vor allem eines erfordere: Der Spur zu folgen, was einem wirklich Freude mache, wo Arbeit nicht nur ein Muss, sondern eine Energiequelle sei, die einen bereichere und eine gewisse stolze Lebenszufriedenheit bringe.

In der Berufung der Jünger werden Menschen bei ihrer täglichen Arbeit angesprochen, nicht beim Gottesdienst oder Studium der Heiligen Schriften. Die Fischer bei der Arbeit werden nicht in eine andere Welt entrückt, sondern sollen Menschenfischer werden. Ihr Fertigkeiten sollten sie für die neue Idee einsetzen: Sie sollen Menschen gewinnen für den großen Traum, sie einbinden in ein Netz von Mitstreitern. Jesus führe sie dabei nicht in den Tempel, sondern in die Häuser, auf Marktplätze, an Straßenecken. Am Ende kämen dabei auch nicht Priester oder Ordensleute heraus, sondern Schüler Jesu: Meisterschüler. Menschen, die von ihm lernten, wie Gott sich die Welt und das Zusammenleben vorstelle, und die versuchen, diesen Traum im Alltäglichen umzusetzen. Dieses „Gebrauchtwerden“ gelte gerade auch in der aktuellen Situation. Diese werfe zugleich auch die Frage auf, was Sterben und Tod für Christen bedeute – nämlich nicht das Aus und den Untergang, sondern ein Geborgensein in Gott im Leben und Sterben. Nach dem Plan Gottes sollten wir Menschen alles tun, um lange und gesund zu leben. Hierzu zählten alle medizinischen und therapeutischen Maßnahmen. „Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, soll jedem frei bleiben“, so der Pfarrer. Gleichzeitig bedürfe es bei jedem Menschen der Einsicht, sich selbst und andere zu schützen.

Beim Gottesdienst betete man dann auch besonders für alle Betroffenen der Pandemie – für die Erkrankten und Toten, ihre Angehörigen und Pflegenden, für alle Forscher sowie Menschen, die in Verantwortung stehen. Die Fürbitten wurden vom Stadtrat sowie Mitgliedern der historischen Szene vorgetragen.

Am Sonntag hätte auch die Amtseinführung des neuen Stadtvogts Jens Schick stattfinden sollen, was coronabedingt zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt wird.

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