Metal-Festival „Chaos Descends“ Harte Klänge im tiefsten Wald

Fans aus halb Europa reisen am Donnerstag zum „Chaos Descends“-Festival nach Schleiz. Seit Jahren sind dort in naturnahem Flair die interessantesten Underground-Metal-Bands live zu erleben.

 
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Eine der schönsten Open-Air-Locations: das „Ferienland“ in Crispendorf bei Schleiz. Foto: Lange

An diesem Donnerstag beginnt mit dem international renommierten Underground-Metal-Festival „Chaos Descends“ ein Open-Air-Event in einem der schönsten Veranstaltungsorte weit und breit: dem „Ferienland“ in Crispendorf bei Schleiz, mitten im tiefsten Wald gelegen. Doch auch an dem mit viel Herzblut organisierten Kleinod geht die Pandemie nicht spurlos vorüber, erklärt Veranstalterin Janina Reinhard: „Generell muss man leider sagen, dass die Branche durch Corona sehr gelitten hat, da sich viele Techniker anderweitig orientieren mussten. Es gibt also personelle Schwierigkeiten. Auch schwierig gestaltet sich das Anmieten von Sprintern, da entsprechende Verleihe pandemiebedingt aufgegeben haben. Dienstleistungen und Sachgüter für Festivals sind extrem teurer geworden – in letzter Zeit nochmals sprunghaft – was wohl auf den Ukraine-Krieg und die gestiegenen Benzinpreise, die ja auf alles umgelegt werden, zurückzuführen ist.“ Und noch einen Punkt spricht sie an: „Hinzu kommen veränderte Lebensumstände der Besucher: Viele haben mittlerweile Nachwuchs und gehen nicht mehr so viel weg – andererseits gibt es ein Überangebot an Veranstaltungen. Man kann klar sagen, dass es sowohl finanziell als auch personell deutlich schwieriger ist, ein Festival auf die Beine zu stellen, als vor drei Jahren.“

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Doch die Macher des Events sind optimistisch: „Ich denke unser Festivalgelände im Grünen, ganz ohne Handyempfang, und unser etwas eigenwilliger Bandmix machen das Chaos Descends interessant“, erklärt Reinhard. „Gerade die schlechte Verbindung zur Außenwelt – durch die sich die Logistik für uns zwar nicht immer ganz einfach gestaltet – ist in der Hinsicht positiv: Weil man sich mehr auf das Geschehen und die sozialen Kontakte vor Ort konzentriert.“

Dazu kommt das hochinteressante Line-up. Zum „Warm-up“ werden heute die sehr speziellen Doom-Verwalter Eremit (D/mit Sludge-Einflüssen) und die Black Metaller von Hagzissa (A) das „Ferienland“ in Schwingungen versetzen. Am Freitag gastieren neben weiteren Acts mit Sijjin (D), Nekromantheon (N) und Sadistic Intent (USA) drei Bands, die auf Death- und Thrash-Metal-Basis ihre ganz eigenen Wege einschlagen, mit Convulse (FIN) ein Oldschool-Death-Metal-Quartett und mit Föllakzoid aus Chile ein völlig abgefahrenes Projekt, das Psychedelic Rock, Ambient und Trance mischt. Der Samstag bringt unterem anderem mit Midnight aus Cleveland/Ohio eine Combo an den Start, die höllisch groovende Riffs zwischen Black Metal und Rock fabriziert. Mit Dødheimsgard aus Norwegen folgt eine Black-Metal-Band, die mehr und mehr progressiven Metal in ihren Sound einfließen lässt. Und mit Witchcraft aus Schweden gastiert in Crispendorf eine Gruppe, die Doom Metal und Hardrock aufs Melodischste vereint. Reinhard: „Im Grunde liegt uns jede Band am Herzen – wir buchen ja nur, was wir auch selbst gut finden.“

Auf die Frage, ob in der Festivallandschaft alles so weitergehen wird wie bisher, sagt Janina Reinhard: „Ich könnte mir vorstellen, dass viele Veranstalter dieses Jahr nicht so gut wegkommen und dass das eine oder andere Festival auf der Strecke bleibt. Gerade mit den gestiegenen Lebenskosten und auch ein bisschen aus Bequemlichkeit, wägen Festivalbesucher besser ab, auf welches Event sie gehen.“ Die Fans werden sicherlich weiter zum „Chaos Descends“ pilgern. Weil sich investiertes Herzblut bezahlt macht.

Ticketinfos: www.chaosdescends.com