Ausgangssperre am Abend, kein Alkohol am Strand
Im Südzipfel der Stadt im Bereich der Partymeile rund um den Ocean Drive gilt nun ab 8 Uhr abends eine Ausgangssperre, die von der Polizei durchgesetzt wird. An den Stränden darf ganztags kein Alkohol mehr konsumiert werden. Die Brücken, um von Miami kommend in die Stadt Miami Beach zu gelangen, werden nachts weitestgehend gesperrt.
Ein Ritual des Studentenlebens
Die „Spring Break“ gehört zu den Ritualen des Studentenlebens in den USA. Für die „Frühlingspause“, also jene Semesterferien, die meist in den Zeitraum von Februar bis Mitte April fallen, reisen Studenten in Scharen an Strandorte, die für gute Parties, pralle Stimmung, üppiges Flirtpotenzial und reichlich Alkohol stehen. An beliebten Orten, etwa in Florida oder auf Mexikos Yucatán-Halbinsel rund um Cancún erklären manche Hotels schon auf ihrer Webseite, dass sie keine „Spring Break“-Touristen annehmen. Der Grund ist, dass die Studenten oft die etwas ältere und finanzkräftigere Kundschaft abschrecken.
In Amerika gibt es kein Beherbergungsverbot
In den USA gibt es in der Pandemie kein Beherbergungsverbot, Inlandsreisen unterliegen kaum Beschränkungen. Geführt vom republikanischen Gouverneur Ron DeSantis gehört Florida zudem zu jenen Bundesstaaten, die stolz darauf sind, ihren Bürgern trotz der Pandemie nur wenige Auflagen zuzumuten. Der Bundesstaat mit gut 21 Millionen Einwohnern meldet im Schnitt rund 5000 Neuinfektionen pro Tag, grob ein Viertel davon im bevölkerungsreichen Bezirk Miami-Dade. Rund 2,8 Millionen Menschen in Florida sind bislang voll geimpft.
Corona-Auflagen wurden zurück genommen
Trotz des Flehens der Bundesregierung haben zuletzt viele US-Staaten damit begonnen, ihre Corona-Auflagen zurückzunehmen. Die Experten in Washington warnen, dass eine vorschnelle Lockerung und mehr Reisen zu einer neuen Corona-Welle führen könnte. Landesweit ist die Zahl der Flugreisenden zuletzt auf die höchsten Werte seit Beginn der Pandemie angestiegen. Allein am Sonntag etwa fertigte die Behörde TSA an Flughäfen landesweit mehr als 1,5 Millionen Menschen ab.
„Jetzt ist nicht die Zeit, um zu reisen“
„Wir sorgen uns nicht nur darum, was passiert, wenn Menschen im Flugzeug sind, sondern darum, was passiert, wenn Menschen reisen“, erklärte die Chefin der Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky jüngst bei einem Briefing des Weißen Hauses. „Das bedeutet, sie gehen aus, sie vermischen sich mit Menschen, die nicht geimpft sind.“ Die jüngste Entwicklung der Pandemie in Europa sei eine Warnung. „Wir wollen nicht wieder einen schnellen Anstieg der Fallzahlen.“ Angesichts der anhaltende hohen Zahl von rund 55 000 Neuinfektionen pro Tag mahnte Walensky: „Ich will alle Menschen ermuntern und die Menschen daran erinnern: Jetzt ist nicht die Zeit, um zu reisen.“
„Spring Break“ könnte zum Superspreader-Ereignis werden
Für Tausende Urlauber, die sich am kilometerlangen Strand von Miami Beach und dem türkisblaue Meerwasser des Atlantiks erfreuen, kommen die Appelle der Behörden zu spät. Experten befürchten, dass sich viele der feiernden Studenten im Urlaub anstecken und das Virus mit nach Hause bringen könnten. Das Risiko ist noch höher, weil es in keinem US-Staat bislang so viele nachgewiesene Fälle der ansteckenderen und wohl auch tödlicheren Variante B.1.1.7 gibt wie in Florida. Die „Spring Break“ in dem Bundesstaat könnte damit sozusagen ein Superspreader-Ereignis werden, das die Verbreitung der zunächst in Großbritannien festgestellten Variante nochmals anschiebt.
US-Präsident Bidens Top-Corona-Experte Anthony Fauci mahnte schon zu Beginn der Semesterferien im Gespräch mit CNN zur Vorsicht: „Wir wollen, dass die Leute während der Spring Break eine gute Zeit haben. Aber man kann nicht alle Vorsichtsmaßnahmen weglassen.“