Wie sind die Chancen von Syrern auf Schutz in Deutschland?
Gar nicht so schlecht. Insgesamt 46,4 Prozent derjenigen, deren Asylanträge sich nicht aus formellen Gründen erledigt hatten (etwa, weil ein anderes EU-Land zuständig war), erhielten im ersten Halbjahr 2025 Schutz.
Nicht wenige Menschen aus Syrien haben inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft. Mehr als jeder Vierte, der im vergangenen Jahr eingebürgert wurde, kam ursprünglich aus Syrien - dies traf auf 83.150 Menschen zu, die 28 Prozent aller Einbürgerungen ausmachten. Syrerinnen und Syrer stellten damit mit großem Abstand den größten Anteil an den deutschen Neubürgern.
Wovon hängt es ab, ob Menschen abgeschoben werden?
Grundsätzlich können auch Menschen abgeschoben werden, die hierzulande Schutz genießen - allerdings "nur bei Vorliegen zwingender Gründe der nationalen Sicherheit oder öffentlichen Ordnung", zum Beispiel bei Terrorgefahr. Niemand darf in ein Land abgeschoben werden, in dem ihm oder ihr Folter, die Todesstrafe oder eine andere unmenschliche Behandlung droht.
Normalerweise dürfen Menschen bleiben, die Asyl oder eine andere Form von Schutz erhalten haben. Selbst, wenn dies nicht der Fall ist und jemand als ausreisepflichtig gilt, droht nicht unbedingt eine Abschiebung. Jemand kann zum Beispiel geduldet werden. Gründe dafür sind unter anderem fehlende Reisepapiere, eine laufende Ausbildung oder eine schwere Erkrankung.
Menschen, bei denen die Behörden keinen anerkannten Grund zum Aufenthalt sehen, werden aufgefordert, Deutschland zu verlassen. Tun sie das nicht, droht die Abschiebung, für die die Bundesländer zuständig sind.
Haben Syrer und Syrerinnen auf dem Arbeitsmarkt Fuß gefasst?
Aus der Sicht von Arbeitsmarktforschern auffällig: Bei der Integration in den Arbeitsmarkt haben viele Syrerinnen und Syrer, die in der großen Flüchtlingsbewegung um 2015 nach Deutschland gekommen sind, Erfolg gehabt. "Bei der Integration der syrischen und anderen Flüchtlinge von 2015 steht Deutschland inzwischen im internationalen Vergleich ganz oben", sagte der Wissenschaftler Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg bereits vor einem Jahr. "Die Gruppe der 2013 bis 2019 zugezogenen syrischen Schutzsuchenden erreichte sieben Jahre nach dem Zuzug eine durchschnittliche Erwerbstätigenquote von 61 Prozent", so eine IAB-Erhebung.
Wie viele Syrerinnen und Syrer haben Jobs?
Rund 300.000 Syrerinnen und Syrer in Deutschland sind beschäftigt, darunter mehr als zwei Drittel sozialversicherungspflichtig. Die Beschäftigungsquote ist laut Bundesagentur für Arbeit inklusive geringfügiger Beschäftigung seit 2016 um 30 Prozentpunkte auf rund 42 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Dabei üben rund 6 von 10 syrische Staatsangehörige eine Beschäftigung als qualifizierte Fachkraft aus, davon rund zwei Fünftel in Berufen mit Fachkräftemangel. Syrische Männer arbeiten großteils in Logistikberufen, Frauen oft in Gesundheit und Pflege.
Welche Bedeutung haben Syrer fürs Gesundheitswesen?
Ohne Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland gäbe es laut Bundesärztekammer noch größere Versorgungslücken. Mehr als 15 Prozent der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die Mehrheit kommt aus europäischen Staaten und dem Nahen Osten. Häufigste Herkunftsländer sind Syrien (7.042), Rumänien (4.682), Türkei (3.169), Russland (3.110), Österreich (3.036) und Griechenland (2.991). Auch im Mangelberuf Pflege arbeiten viele Syrerinnen und Syrer. Laut Arbeitgeberverband Pflege sind sie eine zentrale Säule der in der Pflege arbeitenden Geflüchteten.
Welche Rolle spielt das Bürgergeld?
Aus Sicht von IAB-Forschungsbereichsleiter Weber hat es sich bewährt, die Menschen eher mit deutscher Sprache und Qualifizierung in Arbeit zu bringen als so schnell wie möglich. Dafür stand auch das Bürgergeld, mit dem der vorherige Vermittlungsvorrang 2023 abgeschafft wurde. Eine Qualifizierungsmaßnahme begonnen haben vom vergangenen Januar bis Juni laut Arbeitsagentur rund 56.700 Teilnehmende mit syrischer Staatsangehörigkeit, wie eine Antwort der Regierung auf eine AfD-Anfrage zeigt.
518.000 syrische Staatsangehörige erhielten im Sommer 2024 Bürgergeld, darunter 353.000 Personen im erwerbsfähigen Alter und rund 165.000 Kinder. 2018 bekamen noch mehr als 80 Prozent die Sozialleistung - nun sind es noch mehr als jeder und jeder Zweite.