Mistelgau Regionales „Grünzeug“ auch im Winter

Christoph Schuberth ist jeden Samstag in der Obst- und Gemüsesektion des Rewe in Mistelgau, um den Kunden seine Microgreens vorzustellen. Foto: Adriane Lochner

Die Bemühungen mehren sich, Landwirtschaft neu denken – und dies auch in der Praxis umzusetzen. Hier ein aktuelles Beispiel aus dem Hummelgau.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

. Heimatunternehmer Christoph Schuberth kultiviert in Glashütten sogenannte Microgreens, ein Superfood aus Kalifornien. Neben dem Bayreuther Wochenmarkt und einigen Gourmetrestaurants bekommen Kunden das heimische „Grünzeug“ nun auch im Rewe in Mistelgau.

„Wir freuen uns über ein weiteres Regionalprodukt in unserem Sortiment, doch es ist ein Produkt mit Erklärungsbedarf“, bestätigt Martin Eideloth, Inhaber des Rewe in Mistelgau. Seit wenigen Wochen gibt es in seiner Obst- und Gemüsesektion „Grünzeug - Microgreens aus Oberfranken“. Der Heimatunternehmer Christoph Schuberth kultiviert das junge Blattgemüse im Bayreuther Land. Anstatt zu warten bis Broccoli, Radieschen oder Erbsen ausgewachsen sind, erntet er sie, sobald sie die ersten Blättchen tragen, je nach Sorte innerhalb von sieben bis 21 Tagen. „Die Dichte an Mikronährstoffen ist bei den Microgreens höher als bei ausgewachsenen Pflanzen“, erklärt der Heimatunternehmer. Der Lebensmittel-Trend stamme aus Kalifornien, doch gelte das junge Blattgemüse mittlerweile auch in Deutschland als Superfood.

Hierzulande gibt es lediglich eine Handvoll Firmen, die Microgreens anbauen, eine davon befindet sich in Glashütten, im Innenbereich der „Palme“, einer ehemaligen Textilfabrik. Für Technologie auf Industrieniveau sorgt Heimatunternehmer Christoph Schuberth, gelernter Elektroniker für Betriebstechnik. Durch seine ausgeklügelte Licht- und Wasserführung wird in einem regulierbaren Klimazelt sogenanntes „Vertical Farming“ möglich. Übersetzt aus dem Englischen bedeutet das „Vertikale Landwirtschaft“. Damit ist eine Zukunftstechnologie gemeint, bei der landwirtschaftliche Produkte platzsparend auf verschiedenen Etagen vertikal beziehungsweise senkrecht, angebaut werden, das ganze Jahr hindurch.

Ursprünglich war der Anbau der Microgreens ein Gemeinschaftsprojekt. Zusammen mit vier Freunden startete Christoph Schuberth die ersten Anbauversuche zu Hause in der Küche. Sie mieteten des Industriegebäude in Glashütten und begannen mit dem Anbau in großem Maßstab. Auf den Wochenmärkten der Region machten sich die Microgreens-Anbauer aus Oberfranken zunächst unter dem Begriff „Vertical Health“ einen Namen. Im Jahr 2023 übernahm Mitgründer Christoph Schuberth das Unternehmen. Seine Microgreens, zu denen derzeit Broccoli, Radieschen, Schnittknoblauch, Sonnenblume, Senf, Erbsen und Rucola gehören, produziert und verkauft er unter dem Markennamen „Grünzeug - Microgreens aus Oberfranken“.

Die Heimatentwicklerin Marion Deinlein sieht in den regionalen Microgreens das Potenzial, ein fester Bestandteil einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung zu werden. „Die Produktion von einem regionalen Superfood mithilfe eines selbstentwickelten, nachhaltigen, geschlossenen Anbausystems hat großen Innovationscharakter und besonderen Heimatwert“, bestätigt Deinlein. Sie unterstützt den Heimatunternehmer auch weiterhin dabei, die passenden Marketingstrategien zu finden.

Dabei liegt ein großer Fokus auf dem persönlichen Kontakt mit den Kunden. Christoph Schuberth steht nicht nur jeden Samstag auf dem Bayreuther Wochenmarkt Rede und Antwort, sondern auch im Rewe in Mistelgau. Dort lässt er die Kunden zahlreiche verschiedene Microgreens verkosten und gibt Tipps, wie man sie am besten genießt.

„Wenn die Leute zum ersten Mal Microgreens probieren, sind sie meist überrascht von den sehr unterschiedlichen Geschmacksnoten, von mild-nussig bis scharf-würzig“, erklärt der Heimatunternehmer. Diese Geschmacksvielfalt wissen bereits einige Gourmetrestaurants in Bayreuth zu schätzen. Sie nutzen die Microgreens zum Verfeinern und Dekorieren ihrer Speisen: „Erbse passt gut zum Steak, Rucola schmeckt vorzüglich auf Flammkuchen und Schnittknoblauch gibt Quark und Tsatsiki eine besondere Note.“ Die Nachfrage sei groß, weshalb im kommenden Jahr eine Erweiterung der Anbaustätte geplant sei.

Autor

Bilder