In den bitterarmen Ländern sieht man kaum motorisierte Fahrzeuge, ab und zu taucht ein Kuh- oder Eselsgespann auf. Das Fahrrad ist hier das Transportmittel Nummer eins. Ob große Säcke mit Holzkohle oder Mais, ob schwere Kisten oder abenteuerlich hoch übereinandergestapelte Bier- und Wasserkästen, ob ineinandergesteckte Stühle, Matratzen oder sogar Bettgestelle, ob dutzendweise in große Körbe eingepferchte lebende Hühner oder ob quer über den Gepäckträger festgebundene, ebenfalls noch lebende Ziegen – es gibt kaum ein Transportgut, das sich nicht irgendwie auf zwei Rädern befestigen und transportieren lässt. Doch niemand hier radelt zum Vergnügen. Nur aus einem einzigen Grund tritt man in die Pedale: Man kann sich kein Motorrad oder Auto leisten und muss auf diese Weise seinen kargen Lebensunterhalt erwirtschaften.
In Botswana stoppt ein Uniformierter Manfred Wagner am Eingang des Chobe-Nationalparks. Die Durchfahrt mit dem Fahrrad ist wegen der vielen Löwen verboten. Wenig später kommt der Franke mit einem Bauern ins Gespräch, dessen Rind kürzlich von einem Löwen gerissen wurde. Der Viehzüchter meint, dass ein Radler für die Löwen eine noch leichtere Beute wäre als seine Rinder. Vielleicht, bemerkt er humorvoll, hätte der Deutsche auf seinem Drahtesel aber auch Glück gehabt, weil die Löwen am liebsten junges Beefsteak wählen.
Ein Kulturschock der besonderen Art erwartet ihn am Ende seiner Tour. Namibia und besonders Südafrika wirken sehr europäisch. Supermärkte, in denen man Nutella, Himbeermarmelade und Zimtschnecken kaufen kann, Restaurants, die Cordon Bleu, Sauerbraten und Waffeln anbieten sowie Unterkünfte, die mit frisch gewaschenen Handtüchern, makellos weißen Bettlaken und superschnellem Internet aufwarten. Als die lange Reise am berühmten Kap der Guten Hoffnung endet, ist Wagner glücklich und freut sich auf die Heimkehr.