Mit Laubbäumen gegen Klimawandel Auf der Suche nach dem Wald der Zukunft

Günther Geiling
Auf der Blühwiese wachsen schon die Bäume und Arno Eisenacher (rechts) zeigt auf die Triebe einer Erle; Sohn Elias mit einem Schild, das auf die Bedeutung der Artenvielfalt hinweist. Foto: /Günther Geiling

Fichten haben, so scheint es, aufgrund des Klimawandels ausgedient. Eine Alternative muss her. In den Haßbergen geht ein kleiner Privatwaldbesitzer nun eigene Wege: Arno Eisenacher setzt auf reinen Laubwald – und Blühflächen.

 
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Kreis Haßberge/Schönbrunn - Der Klimawandel stellt Waldbesitzer derzeit vor große Herausforderungen und vor die Frage, wie man den Wald für die Zukunft fit machen kann und welche Bäume gegenüber steigenden Temperaturen, längeren Trockenperioden oder bestimmten Schädlingen resistent sind. Bisher sind gut 40 Prozent des deutschen Waldes mit Fichten besetzt, doch wenn man die ausmustert, braucht man Alternativen. Arno Eisenacher, Besitzer eines kleinen Privatwaldes aus Schönbrunn, geht hier eigene Wege und versucht es mit einem „Mix aus 15 verschiedenen Laubbaum-Arten“ inmitten einer Blühfläche, die auch noch die Biodiversität fördern soll.

Der 44-jährige Arno Eisenacher ist hauptberuflich Beamter im Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach und dort im Bereich Betriebswirtschaft, aber auch im Unterricht der Landwirtschaftsschule tätig. Die Verbindung zu Landwirtschaft und Wald ist grundgelegt durch die Eltern mit einer kleinen Landwirtschaft mit knapp fünf Hektar Äcker und Wiesen sowie Flächen mit Blühpflanzen in der Nähe des „Rennweges“. Dazu hat er noch fünf Hektar Wald mit Schwerpunkt auf Kiefer, Buche und Fichte.

„Aber durch den Befall mit dem Borkenkäfer habe ich die Hälfte bis zwei Drittel der Bäume herausnehmen müssen und trotzdem stehen noch viele dürre Kiefern im Wald.“ Auch die müssten dringend gefällt werden. „Ich habe aber meine Scheune schon voll Brennholz und es gibt auch keine Nachfrage danach,“ weist Eisenacher auf die schwierige Situation hin.

Er hatte sich schon vor längerer Zeit einen Acker bei Bischofsheim/Zeil mit vier Hektar gekauft, der mit seinem schwer zu bearbeitenden Boden für Landwirtschaft nicht so optimal war, weil der Acker an einem Bach angrenzt und man wegen des Nitrateintrages einen besonderen Abstand einhalten muss. Von der BBV-Landessiedlung habe er deswegen den Tipp erhalten, diese Fläche anzupflanzen und damit auch ökologisch aufzuwerten.

Dies habe er im Jahre 2017 mit einer Anpflanzung von 1700 Pflanzen verschiedener Laubbaumarten getan und zusätzlich zur Straße und an einem Bach entlang Erlen und Hecken sowie Schlehen und Haselnusssträucher gesetzt. Der Schwerpunkt lag auf der Rotbuche, die dann aber zu 95 Prozent vertrocknet sei. Als er 2018 nachpflanzte, sei sie wieder zur Hälfte vertrocknet. Deswegen habe er sich mit Förstern besprochen und dann vor allem auf Eichen, Spitzahorn, Linde, Espe, Speierling, Kirschen und andere Arten gesetzt. „Ich habe auch viele Kirschen eingemischt. 2019 war die Vogelkirsche die einzige, die überlebt hat, weil sie gut mit der Trockenheit zurechtkam. Und in diesem Jahr gab es mit der Kirsche Probleme mit dem Chlorophyll, weil sie nicht so nass stehen will.“ Pilze führen laut Eisenacher dazu, dass die Blätter dann absterben.

„Von der Roteiche und der Schwarznuss, einer Verwandtschaft der Walnuss, habe ich aber einen sehr positiven Eindruck. Beide kommen aus dem Osten Nordamerikas, zählen dort zu den bedeutendsten Laubbaumarten und zeigen ein klimatisch breites Spektrum, das auch für uns interessant sein kann“, meint Arno Eisenacher, der auch noch auf einige exotische Pflanzungen zeigt wie den „Blauglockenbaum“ aus China/Japan und die „Wilde Karde“ als Solitärpflanze am Rande.

Die „Wilde Karde“, die in der Türkei und Regionen Afrikas zuhause ist, fällt mit ihren markanten Blütenständen auf, die denen der Disteln ähneln. Der Name kommt aus dem Griechischen „dipsa“, was so viel wie Durst heißt. Die Wildstaude bringt Leben in die Natur, denn Hummeln, Bienen und andere Bestäuber fliegen sie an. Nach Niederschlägen sammelt sie Wasser in den Trichtern ihrer Blätter und damit ist sie noch dazu für Vögel und Wanderer eine wohltuende Quelle zum Stillen des Durstes.

Bei dem aus China stammenden „Blauglockenbaum“ (Paulownia), kommt Arno Eisenacher regelrecht ins Staunen. „Sie ist auch schon in Bayern auf dem Prüfstand, kommt mit wenig Wasser aus und kann es in rund 20 Jahren schon zu einem Kubikmeter Holz bringen. Somit ist es eine wirtschaftlich interessante Baumart für den Möbel- und Innenausbau, bei der sogar ich noch den Holzeinschlag erleben könnte,“ strahlt der „Hobbyforstwirt“ Eisenacher Zuversicht aus. Aber auch aus heimischen Wäldern nutze er bestimmte Sämlinge und Pflanzmaterial wie Eichenwildlinge aus dem Universitätsgut Sailershausen.

Als Fazit sieht er für sich die Artenvielfalt, „denn bei anhaltender Trockenheit wird bei einer breiten Mischung genügend übrig bleiben, wenn einmal ein Baum ausfällt, der Wald aber sonst geschlossen bleibt.“ Dies gelte auch für Laubbaumarten, die nur einen vernünftigen Wert erbringen, wenn sie zu Furnieren werden für eine Küche mit Erlendesign oder auch für Wein- und Whiskey-Fässer, für die gerne die Eiche Verwendung finde.

Seine Pflanzung steht mitten in einer grünen Fläche, die durch ihre Biodiversität und viele Blühpflanzen auffällt und viel Handarbeit beim Ausmähen erfordert, bei welcher Ehefrau Renata und der elfjährige Sohn Elias wertvolle Unterstützung leisten.

„Zwischen diesen Blühpflanzen bahnen sich derzeit die Laubbäume ihren Weg nach oben und säen um sich herum eine besondere Biodiversität auf der ganzen Fläche, die Bienen, Hummeln, viele andere Insekten und eine große Anzahl von Schmetterlingen nutzen“, meint Arno Eisenacher. Natürlich gebe es auch viele Mäuse und auf den Sitzstangen sehe man Greifvögel oder auch schon einmal Falken, die aus dem Flug heraus Mäuse fangen. Sohn Elias haben es vor allem die Ameisenhaufen angetan, an denen er das muntere Treiben der kleinen Insekten beobachten kann.

Überall bei den Waldgängen von großen Forstwirten oder auch in den Wäldern von Kommunen diskutiert man aktuell, wie Arno Eisenacher, die Zukunft des Waldes. In der Forstgemeinschaft Haßberge hörte man vor kurzem die Aussage „was Jahrhunderte galt, gilt nicht mehr“ und „wir haben noch kein Rezept für die Zukunft, denn es gibt nahezu keine Baumart, die mit wenig Wasser auskommt“. Christian Bartsch, Förster des Jahres 2021 aus Eltmann, verweist auf besondere Bäume wie „Zerr-Eichen“, ist sich aber ebenfalls sicher „ein breites Warenlager mit allen Baumarten ist die beste Zukunft“.

Eines scheint sicher: Der Klimawandel stellt Waldbesitzer vor große Herausforderungen und es stellt sich die Frage, welche Baumarten bestehen können. Seit vielen Generationen war die Fichte der „Brotbaum“, aber durch Klimawandel geraten heimische Baumarten immer mehr in Bedrängnis.

Die Baumartenwahl ist kein einfaches Thema. Ist es der Mischwald mit mehreren Baumarten nebeneinander oder liegt die Chance gar in fremdländischen Bäumen? Oder ist es der „reine Laubwald a la Eisenacher“? Dann kann sich der kleine Privatwaldbesitzer vielleicht noch auf seinen schnell wachsenden Blauglockenbaum freuen und zumindest Sohn Elias könnte sich an einem Wald mit stattlichen Laub-Bäumen erfreuen, in dem auch die Biodiversität eine besondere Rolle spielt.

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