Mittelaltermarkt in Ebern Gut gerüstet für das Spektakel

Marktvogt Hans und seine holde Annika rüsten sich für ihren Auftritt beim achten Eberner Mittelaltermarkt. Foto: /Tanja Kaufmann

In diesem Jahr findet endlich wieder ein Mittelaltermarkt in Ebern statt. Trotz der knappen Vorbereitungszeit haben sich die Veranstalter wieder einiges einfallen lassen.

 
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Als waschechter Vogt hat Hans Reitzammer Erfahrung mit Seuchen. Das Mittelalter war schließlich voll davon. Doch was einen nicht umbringt, macht einen härter, heißt es. Zwei Jahre hat Corona dem Reutersbrunner Mittelalter-Fan und seinesgleichen jedes Spektakel verhagelt, in diesem Jahr lassen sich die tapferen Recken und holden Maiden nicht mehr aufhalten: Der Mittelaltermarkt ist zurück in Ebern. Am 18. und 19. Juni geht es in Eberns alten Gassen wieder munter zu.

Ein wenig kurz war die diesjährige Vorbereitungszeit – ob Feste steigen können und in welchem Ausmaß, das war auch in den Haßbergen lange nicht klar. „Bei den vergangenen Mittelaltermärkten hatten wir schon im Dezember die Verträge mit den Teilnehmern draußen, im Januar stand der Flyer“, erinnert sich Karin Fenn, die auch in diesem Jahr wieder gemeinsam mit Quartiersmanager Stefan Kaiser die Organisation übernommen hat. Nachdem es anfangs düster aussah, genügend fahrendes Volk in die Stadt zu treiben, habe sich nun doch noch alles zum Guten gewendet, wie Karin Fenn lacht.

Auch Marktvogt Hans schnürt dann sein Gewand und freut sich aufs Getümmel. Um sich standesgemäß und historisch angemessen einzukleiden, braucht der Reutersbrunner länger als seine Frau, wie er lacht. Von Kindesbeinen an sei er bei mittelalterlichen Festen dabei gewesen, verrät er. „Ich komme aus der Nähe von Rothenburg, da war das normal“, erzählt der „Vogt“ und schnallt sich sein Schwert um. Die Eberner werden sich noch umgucken, wenn der Reutersbrunner als Marktvogt für Recht und Ordnung sorgen wird. Vor allem aber wird er gemeinsam mit dem Bürgermeister das Fest eröffnen.

Los geht’s am Samstag um 13 Uhr. „Wie gehabt“, umreißt Karin Fenn die Örtlichkeiten: Speis und Trank, Musik, Handwerk und Lagerleben tummeln sich vom Marktplatz über die Rittergasse bis zum Diebsturm, rund um den Grauturm bis Klein-Nürnberg und in den Wolz’n-Garten hinein sowie in der Walk-Strasser-Anlage. Unmöglich wäre hier eine „2G-Kontrolle“ gewesen, wie sie noch zu Jahresbeginn nicht ausgeschlossen werden konnte. Doch nun scheint man die „C-Seuche“, die „Pest der Neuzeit“ hinter sich gelassen zu haben, die in den beiden vergangenen Jahren den Veranstaltern in die Suppe gespuckt hatte. Dabei war man so guter Dinge, war doch die Überarbeitung des mittelalterlichen Spektakels im Jahr 2019 so gut gelungen, dass nach rund 800 Besuchern in den Jahren zuvor nun Tausende durch die Gassen der Eberner Altstadt strömten.

„Auf ins Getümmel!“, heißt es aber nun ganz sicher in diesem Jahr, und dem Aufruf schließen sich traditionell auch die edel gewandeten Ratsdamen und -herren an, die gemeinsam mit „Junker Jürgen“ (Hennemann) und dem Reutersbrunner Marktvogt um 15 Uhr in die Stadt einziehen.

Den ganzen Samstag bis spät in die Abendstunden gibt es verschiedene Darbietungen, ob von Musikern oder Gauklern, Rittern, Tanzgruppen oder Handwerkern. Während das Lagerleben in der Anlage und im Wolz’n-Garten zu begutachten ist, treiben sich die Händler von der Raiffeisenbank bis zum „Herzog“-Biergarten herum; für die Kinder gibt es Belustigung in der Rittergasse; auch ein Steinmetz wird mit ihnen arbeiten.

Ein Wiedersehen gibt es mit Willis, dem Gaukler, der beliebte „Trinkdrache“ ist selbstverständlich unterwegs, ebenso die Runen-Hex Helga mit ihrem Bollerwagen; Dudelsackspieler Gerd wird wieder alle tauben Ohren erfreuen und auch die restlichen schwäbischen „Bäsaraisser“ trauen sich in fränkische Gefilde. Apropos Franken: Die historische Stadtwache Franken wird den Besuchern einen ganz authentischen Eindruck davon geben, wie die Gerichtsbarkeit im späten Mittelalter ausgesehen hat. Entsprechend darf auch ein Pranger nicht fehlen, den der Bauhof vor dem Wolz’n-Garten aufbauen wird. Karin Fenn sorgt für Wasserbottich und Schwamm, und schon lassen sich alle kleinen und großen Sünden wirkungsvoll anprangern.

Das größte Spektakel verspricht aber auch heuer wieder die spektakuläre Feuershow von Bene Vobis, sobald sich am Samstagabend die Dunkelheit um den Grauturm legt.

Der Sonntag beginnt um 11 Uhr, den Frühschoppen kann sich jeder vom Wasser übers Bier bis zum Tannenwald-Met holen, von der Bratwurst bis zum Mutzbraten gibt es Stärkung für Leib und Seele, und der Waldkindergarten sorgt für Kaffee und Kuchen. Den Ausschank übernimmt in altbewährter Weise der Eberner Bürgerverein.

Auch Führungen gibt es an beiden Tagen: Am Samstag trifft man sich hinter dem Grauturm um 15.30 Uhr zur Stadtführung, am Sonntag um 13.30 Uhr. Anschließend ist der Aufstieg auf den Grauturm geplant. Hinab geht es dagegen, am Samstag um 16 Uhr, am Sonntag um 16.30 Uhr, bei der Kellerführung im „Veracruz“ am Marktplatz, unter dem bekanntlich regelrechte Katakomben liegen.

Um 18 Uhr endet am Sonntag der mittelalterliche Reigen, dann wird das Gesindel aus der Stadt getrieben. Vorher aber wird Marktvogt Hans schon dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

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