Mitwitz Wolf, hast Du die Gans gestohlen?

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Bereits seit etwa drei Jahren hält Arno Hofmann aus Mitwitz auf seinem Grundstück Gänse. Am Montag hat der Tierfreund jedoch einen grausigen Fund machen müssen. Als Täter verdächtigt er einen Wolf.

 
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Mitwitz - Eigentlich wollte Arno Hofmann seinen Gänsen nur etwas Gutes tun, als er sie am vergangenen Sonntag von ihrer angestammten Weide zum Grasen auf die Wiese hinterm Haus holte. Nun sind zwei von sechs Tieren jedoch tot. Bereits am Montagmorgen hat der 91-Jährige die beiden Kadaver am Gartenzaun gefunden. Einer der beiden Gänse hat der Angreifer sogar den Kopf abgebissen. Der zweiten fehlt ein großes Stück aus der Brust. Seine verbliebenen vier Vögel würden nun kaum ihren Teich verlassen wollen und würden auf ihn wirken, als seien sie verschüchtert.

„Persönlich bin ich davon überzeugt, dass das ein Wolf gewesen sein muss“, erklärt Hofmann. Schließlich habe es sich bei den erlegten Tieren um Kanadagänse gehandelt, die sehr wehrhaft seien und es auch mit einem Hund aufnehmen könnten. Außerdem sei im vergangenen Jahr unweit auch eines seiner Schafe gerissen worden. Das würde bekanntlich ja nicht in das Beuteschema von kleineren Raubtieren wie etwa eines Fuchses oder eines Marders fallen.

Laut Alexander Kelle, Berufsjäger und Förster im Forstrevier Rothenkirchen, kämen als mögliche Fressfeinde der Gänse zahlreiche Wildtiere infrage. So etwa seien sowohl Luchse als auch Wölfe, Füchse und Wildkatzen, aber auch Waschbären und Marder in der Lage, Gänse zu erbeuten. Alleine anhand von Fußabdrücken, die vor Ort gefunden worden seien, könnten die meisten Kandidaten aber bereits ausgeschlossen werden. So etwa würden die Fußabdrücke von Katzen keine Krallenspuren aufweisen und sowohl der Abdruck von Marder und Waschbär seien anders geformt. Die Spuren würden eher auf Hundeartige hindeuten.

„Einen Wolf können wir in diesem Fall aus meiner Sicht aber auch ausschließen“, betont Kelle, der im Jagdverband Kronach der offizielle Ansprechpartner für große Beutegreifer wie Luchse und Wölfe ist. Grund sei, dass der Abdruck vermutlich viel zu klein für einen ausgewachsenen Wolf sei. Damit bleibe in seinen Augen der Fuchs als Hauptverdächtiger zurück. „Tatsächlich würde das auch gut ins Bild passen“, berichtet der Jäger. Die Füchse seien derzeit nämlich ausgesprochen ausgehungert und würden daher mitunter größere Risiken bei der Nahrungssuche eingehen. Dabei würden sie mitunter auch Jagd auf größere Tiere wie Rehe machen – und als klassischer Kulturfolger habe der Fuchs auch kein Problem damit, den Menschen nahe zu kommen. „Studien zufolge gibt es in manchen britischen Städten bereits eine dichtere Population an Füchsen als auf dem Land“, erklärt er. Ihm sei persönlich beispielsweise auch ein Fall bekannt, in dem ein Fuchs auf der Nahrungssuche durch eine offene Terrassentür in ein Haus gelangt sei. Für einen Fuchs spreche außerdem, dass er zunächst nur einen kleinen Teil der Beute mitgenommen habe. „Ein Wolf hätte keine der Gänse am Leben gelassen“, betont der Experte.

Möglich sei aber auch, dass ein Haushund die Tiere gerissen habe. So seien die Spuren kleiner Rassen wie eines Terriers denen eines Fuchses mitunter ähnlich. „2020 hatten wir im Landkreis zehn Verdachtsfälle darauf, dass ein Luchs oder ein Wolf Tiere gerissen habe“, berichtet Kelle. In solch einer Situation nehme man an den Wunden Speichelproben. In neun von zehn Fällen habe der Test ergeben, dass die tödlichen Verletzungen vermutlich von Haushunden verursacht worden seien. Nur ein einziger Test habe einen Luchs nachweisen können.

Auch am Landesamt für Umwelt (LfU) hat man sich bereits mit den getöteten Gänsen aus Mitwitz beschäftigt und schließt einen Wolf als Täter aus. Hier verfolgt man jedoch eine andere Spur. „Die Quetschungen an den Federn und die geringe Nutzung der Muskelmasse, insbesondere des Brustbereichs, deuten auf einen Uhu als höchstwahrscheinlichen Todesverursacher und Nutzer hin“, erklärt man. Dass dieser innerorts Heimtiere erbeute, sei ungewöhnlich, aber komme mitunter vor. Erst im vergangenen Jahr habe ein Uhu im Berchtesgadener Land einen Terrier getötet. Der Fuchs habe wohl erst im Anschluss vom Kadaver gefressen.

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