Kennen Sie dieses Phänomen auch? Sie hören einen Song und wie von Zauberhand geht seine Melodie nicht mehr aus Ihrem Kopf. Die Töne haben sich in Ihr inneres Gehör regelrecht eingebrannt und lassen sich nicht mehr resetten.
Hörgewohnheiten und Musikgeschmack ändern sich unentwegt. Was eben noch hip war, ist bald schon wieder out. Die einzige Konstante im schnelllebigen „Music Business“ scheinen eingängige Melodien zu sein, die sich im inneren Gehör festkleben. Die Rede ist von Ohrwürmern.
Kennen Sie dieses Phänomen auch? Sie hören einen Song und wie von Zauberhand geht seine Melodie nicht mehr aus Ihrem Kopf. Die Töne haben sich in Ihr inneres Gehör regelrecht eingebrannt und lassen sich nicht mehr resetten.
Es gibt Musik, die ist so genial gut, dass man sie immer und immer wieder anhören möchte. Und dann gibt es noch jene „Tralala“, bei der man sich schon nach den ersten Tönen am liebsten die Ohren mir Oropax zustopfen möchte. Leider steht es nicht immer in unserer Macht – oder der unseres Gehirns –, welche Musik zur nervigen Dauerschleife wird.
Gemeinsam ist allen Ohrwurm-Stücken, das sie einen hohen Wiedererkennungswert sowie eine durchaus exzellente Mischung aus Vertrautheit und Überraschungseffekt besitzen. Welchem Genre sie entstammen, ob E(rnste)- oder U(nterhaltungs)-Musik, ist eigentlich ziemlich egal.
Wolfgang Amadeus Mozarts „Kleine Nachtmusik“ oder Ludwig van Beethovens berühmtes Anfangsmotiv aus der 5. Symphonie hat genauso geniale Ohrwurm-Qualitäten wie Helenes Fischers „Atemlos in der Nacht“ oder Henry Mancinis „Pink-Panther-Soundtrack“.
Vor allem Popsongs und Schlager, bei den man das Tanzbein schwingen kann und die emotional eingängige und intellektuell seichte Lyrics haben, sind Ohrwurm-affin.
Musikwissenschaftler haben sich intensiv mit diesem Phänomen auseinandergesetzt – und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: Die Wiederholung eines 3- oder 4-Takte-Motivs ist ideal für Ohrwürmer. Hierfür zwei allseits bekannte und sehr unterschiedliche Hörbeispiele:
Abgesehen vom psychologisch hohen Nerv-Potenzial sind bei musikalischen Ohrwürmern keine medizinisch bekannten gesundheitlichen Dauerschäden zu befürchten.
Doch wie ist der musikalische Ohrwurm zu seinem Namen gekommen? Ein Ohrwurm ist schließlich nicht nur eine kurzzeitig oder dauerhaft im menschlichen Ohr "anklebende" Folge von Tönen, sondern auch ein Insekt, das Opfer von Aberglaube, Unwissenheit und übler Nachrede wurde. Die Rede ist von Forficula auricularia – besser bekannt als Gemeiner Ohrwurm.
Die rötlich-braun gefärbten Tierchen haben viele Spitznamen: Ohrenkneifer, Ohrenzwicker, Wusler, Pitscher, Höhler. Besonders irreführend ist die Bezeichnung Wurm, da es sich um Fluginsekten handelt.
Die anmutigen und geschmeidigen Bewegungen von Forficula auricularia waren wohl der Grund, warum das Insekt fälschlicherweise als Wurm deklariert wurde. Der Name ist vermutlich auf ein Wortspiel zurückzuführen. Die nach innen gebogenen Zangen am Hinterleib erinnern an ein „O“.
Etymologisch entstand das Wort Ohrwurm im 14. Jahrhundert. Getrocknet und zu Pulver zerstoßen, diente das Insekt früher als Allheilmittel gegen Ohrenkrankheiten und Hörproblemen.
Ohrwürmer bevorzugen feuchte und warme Gebiete, weshalb der menschliche Gehörgang für sie theoretisch ein attraktiver Lebensraum sein könnte. Das ist aber natürlich Humbug. Trotzdem ist bis heute der Irrglaube verbreitet, dass die Tierchen in die Ohren von Schlafenden krabbeln, sich durchs Trommelfell beißen und im Gehirn ihre Eier ablegen.