Die Hessische Landesbahn (HLB) beurlaubte den Lokführer bis auf Weiteres. Der Triebfahrzeugführer sei aus dem Dienst genommen worden, um ihn zusätzlich zu den laufenden Ermittlungen nicht weiter zu belasten, sagte eine HLB-Sprecherin am Donnerstag. Nach dem Vorfall sei der 49-Jährige nicht mehr im Einsatz gewesen, weil er aufgrund eines diagnostizierten Schocks krank geschrieben gewesen sei.
Der mutmaßliche Anschlag hatte für Entsetzen gesorgt. Die auf Höhe des Fahrerhauses angebrachten Gullydeckel hatten ein großes Loch in die Windschutzscheibe geschlagen. Fotos vom Zug nach dem Vorfall zeigen eine vor Zersplitterungen erblindete Scheibe und jede Menge Glas auf dem Steuerpult. Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst wegen versuchten Mordes die Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen.
Die Hessische Landesbahn hatte nach dem Vorfall von einem "ungeheuerlichen Anschlag" gesprochen, bei dem bewusst der Tod eines Menschen in Kauf genommen worden sei. Nach damaligen Angaben hatte der Lokführer einen "mittelschweren Schock" erlitten. Auch hatten HLB und Ermittler früh das "instinktiv richtige Handeln" des Lokführers hervorgehoben, wonach er sich nach eingeleiteter Notbremsung weggeduckt habe. "Wir sind heilfroh, dass durch seine geistesgegenwärtige Reaktion nichts Schlimmeres passiert ist", sagte eine Sprecherin damals.
Dass der Lokführer nicht mit voller Geschwindigkeit, sondern mit mäßigem Tempo von unter 50 Stundenkilometern auf der Strecke unterwegs war, begründete eine Sprecherin damals damit, dass er sich auf dem Weg zum Startbahnhof und noch nicht im vollen Einsatz befunden habe. Im Licht der neuen Erkenntnisse sind all diese Angaben nun in Frage gestellt.
Die Hessische Landesbahn zeigte sich in einer Mitteilung betroffen. Sie habe aus der Presse erfahren, dass gegen den eigenen Triebfahrzeugführer ermittelt werde. "Dieses ist ein schwerwiegender Vorwurf, der uns tief getroffen hat." Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen wolle man jedoch keine weitere Auskunft geben.