Nach Donald Trumps Wahlsieg Amerikas Stars in der kollektiven Depression

Theresa Schäfer

Noch nie hatte ein Präsidentschaftsanwärter so viel geballte „Star Power“ hinter sich wie die Demokratin Kamala Harris. Dass nun wieder Donald Trump ins Weiße Haus einzieht, schockiert auch viele amerikanische Celebrities.

 
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Die Rapperin Cardi B hatte Kamala Harris im Wahlkampf unterstützt. Foto: AFP/BRENDAN SMIALOWSKI

Stephen Colbert sprach direkt in die Kamera: „Hallo, wie geht’s Ihnen?“, fragte der Late-Night-Host von CBS sein Millionenpublikum. „Wenn Sie die Show regelmäßig einschalten: wahrscheinlich nicht besonders. Mir auch nicht.“ Er sei froh, dass er heute eine Show habe. Denn in Zeiten wie diesen wolle er vor allem eines: „Nicht allein sein.“

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Amerika wachte am Mittwoch mit einem „President elect“ Donald Trump auf – und der liberale Teil des Landes, der so auf die Demokratin Kamala Harris gehofft hatte, ist in eine Art kollektive Depression verfallen. Besonders betrifft das auch Hollywood und die amerikanische Musikwelt, die sich wie nie zuvor in der Geschichte von Präsidentschaftswahlen hinter Vizepräsidentin Harris versammelt hatten.

Sieg mehr als deutlich

Vom Cast der „Avengers“ bis zur „The West Wing“-Besetzung, von Taylor Swift bis Usher, von George Clooney bis Julia Roberts, von LeBron James bis Robert de Niro, von Lady Gaga bis Beyoncé. Eminem. Meryl Streep. Matt Damon. Oprah Winfrey. Wenn es Kamala Harris’ Wahlkampagne an einem nicht gefehlt hatte, dann war es glamouröse „Star Power“. Donald Trumps Celebrity-Liste fiel viel, viel kürzer aus: Jon Voight. Hulk Hogan. Roseanne. Kid Rock – das war es dann auch schon beinahe.

An der Wahlurne machte es keinen Unterschied. Trumps Sieg hätte nicht deutlicher ausfallen können: Mit mindestens 72,6 Millionen Stimmen gewann der 78-Jährige auch die „popular vote“, Harris holte fast fünf Millionen Stimmen weniger.

Billie Eilish postet düstere Prognose

Entsprechend düster ist bei vielen Prominenten die Stimmung nach Trumps Wahlsieg. Die Sängerin Billie Eilish teilte in ihrer Instagramstory auf schwarzem Grund die Worte: „It’s war on women“ – „Es wird ein Krieg gegen Frauen.“ Für diese apokalyptische Prognose sprechen zumindest ein paar Fakten: Trump hat in seiner ersten Amtszeit die konservativen Richter ernannt, die schließlich das Grundsatzurteil zum Abtreibungsrecht „Roe v. Wade“ kippten. Im Wahlkampf hatte er markig angekündigt, er werde Frauen beschützen, „ob sie es wollen oder nicht.“ Mehrere Frauen werfen ihm sexuelle Übergriffe vor, die Autorin E. Jean Carroll verklagte ihn vor einem Zivilgericht und bekam im vergangenen Jahr recht.

Jimmy Kimmel, Late-Night-Host bei ABC und schon lange einer von Trumps Intimfeinden, spielte am Anfang seiner Show am Mittwochabend einen Sketch ein, in dem er seine Sachen packt, um das Land zu verlassen.

Christina Applegate macht ihrem Frust Luft

Richtig wütend war die Schauspielerin Christina Applegate: „Warum? Erklärt es mir. Meine Tochter schluchzt, weil ihr ihre Rechte als Frau genommen werden könnten.“

„Bitte folgt mir nicht mehr, wenn ihr gegen Frauenrechte gestimmt habt, gegen Rechte von Menschen mit Behinderung“, postete die 52-jährige ehemalige „Eine schrecklich nette Familie“-Darstellerin, die an Multipler Sklerose erkrankt ist, auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). „Folgt mir nicht mehr, denn was ihr getan habt, ist unfassbar.“

In einem zweiten Tweet schrieb sie später: „Ich wanke und schluchze noch. Aber wütend bin ich nicht mehr.“ Sie werde sich jetzt vor den Fernseher setzen und sich mit ein paar Folgen „Real Housewives“ ablenken. „Das beruhigt.“

Cardi B, die für Kamala Harris bei einer Rally in Milwaukee aufgetreten war, dankte der 60-jährigen Vizepräsidentin auf X, dafür, dass sie ein Vorbild sei: „Ich hätte nie gedacht, dass ich erleben würde, wie eine schwarze Frau fürs Präsidentenamt kandidiert. Aber Sie haben mir, meinen Töchtern und Frauen im ganzen Land gezeigt, dass alles möglich ist.“ Zu ihrem Statement schrieb die Rapperin: „Alles was wir jetzt noch tun können, ist hoffnungsvoll zu bleiben und uns das Beste zu wünschen.“

Der Basketballstar LeBron James hatte seinen 159 Millionen Followern vor der Wahl geschrieben, wenn er an seine Kinder und seine Familie denke, sei die Wahl klar: „Stimmt für Kamala Harris!“. Am Tag nach der Niederlage seiner Favoritin postete der Spieler der Los Angeles Lakers bei Instagram ein Bild seiner kleinen Tochter und schrieb dazu: „Heute Morgen ist mein Herz und mein Geist schwer, meine Prinzessin. Ich verspreche dir, dass ich dich mit allem, was ich habe, beschützen werde.“

Die Schauspielerin Jamie Lee Curtis forderte ihre Fans auf, sich zu engagieren, politisch aktiv zu bleiben: „Jetzt ist es Zeit, dass wir mehr denn je aufeinander bauen und weiterhin die unterstützen, die es brauchen. Ihr seid nicht allein.“

Die Sängerin Ariana Grande versuchte, ihren 376 Millionen Followern ein bisschen Trost zu schicken. In ihrer Instagramstory schrieb die 31-Jährige auf schwarzem Grund ein paar wenige Zeilen: „Jeder, der heute die unermessliche Schwere dieses Resultats spürt: Ich halte deine Hand.“