Nach Energiepreis-Explosion Heinz-Glas stoppt Millionen-Investition

Flakons wie diese werden in Kleintettau und Piesau hergestellt. Eine neue Wanne wird es am Thüringer Standort allerdings nicht so schnell geben wie geplant. Foto: Heinz-Glas

Das Kleintettauer Familienunternehmen legt einen bereits beschlossenen Wannenbau am Thüringer Standort Piesau vorerst auf Eis. Geschäftsführende Gesellschafterin Carletta Heinz richtet einen deutlichen Appell an die Politik.

 
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Kleintettau - Die jüngste Explosion bei den Energiepreisen hat nun ernste Folgen: Das traditionsreiche Kleintettauer Familienunternehmen Heinz-Glas hat am Freitag bekannt gegeben, „dass der ursprünglich für April dieses Jahres geplante Wannenbau am Standort Piesau bis auf Weiteres verschoben wird“. Die Energiepreise, die sich derzeit auf einem extrem hohen Niveau befinden, „machen die Zurückhaltung trotz voller Auftragsbücher notwendig“, teilt das Unternehmen mit.

„Ein unternehmerisches Risiko“

Geschäftsführende Gesellschafterin Carletta Heinz erklärt, dass es aus energetischer Sicht absolut sinnvoll sei, eine neue Glaswanne zu errichten und in Betrieb zu nehmen, da sie effizienter und damit nachhaltiger arbeite. „Aufgrund der rasant steigenden Energiepreise ist der Wannenbau jedoch ein unternehmerisches Risiko, das Heinz-Glas derzeit nicht eingehen kann.“

Es sei besonders ärgerlich, „dass ein gesundes und innovatives Unternehmen, das seit Jahrzehnten als Vorreiter für Nachhaltigkeit in der Branche gilt, in Schwierigkeiten gerät, weil normale Marktmechanismen nicht mehr greifen. Die massiven Preiserhöhungen sind nicht allein durch eine höhere Nachfrage und gestiegene CO2-Preise zu erklären. Die Geschwindigkeit des Anstiegs und die Preisschwankungen sind nicht mehr zu beherrschen.“ Zudem werde der faire Wettbewerb auf dem Weltmarkt durch die aktuellen Entwicklungen ausgehebelt. „In Nord- und Südamerika gibt es keinen vergleichbaren Preisanstieg. In vielen anderen Ländern sind die Energiemärkte stark reguliert, wie zum Beispiel in China. Deutsche Glashütten können die Preissteigerungen weder so schnell wie nötig noch in der erforderlichen Höhe an die Kunden weitergeben. So haben Lieferanten aus Ländern mit günstigeren Energiepreisen deutliche Vorteile“, verdeutlicht Heinz die Situation.

Heinz erwartet Signal aus der Politik

Derzeit hofft man, dass die Arbeiten für den Wannenbau in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt werden können – „ vorausgesetzt, die Energiepreise sind für die nächsten Jahre tragbar und planbar“. Der Weltmarktführer aus Kleintettau „vertraut darauf, dass die Verantwortlichen in der Politik reagieren und Sofortmaßnahmen ergreifen, um eine existenzbedrohende Situation für das Unternehmen und seine Mitarbeiter abzuwenden. Eine Lösung wären zum Beispiel sogenannte CAPs, also staatlich festgelegte Preisobergrenzen für Energie. In Frankreich gibt es bereits seit einiger Zeit ähnliche Programme zum Schutz der energieintensiven Industrie.“ Einen entsprechenden Vorschlag hatte unlängst der Kronacher Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner (CSU) gemacht. Auch Bundestagsabgeordneter Jonas Geissler (CSU) warb dafür in einer Videoschalte mit dem Fraktionschef der Union im Bundestag, Ralph Brinkhaus (die NP berichtete).

Für den Wannenbau, der ein Bekenntnis zum Thüringer Standort Piesau hätte bedeuten und 300 Arbeitsplätze dauerhaft sichern sollte, seien acht Millionen Euro veranschlagt worden Direkt oder indirekt abhängig von der Glasindustrie am fränkischen Rennsteig sind rund 8000 Arbeitsplätze.

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