Der Chef des Zivilschutzes, Jerry Chandler, räumte im Radiosender Magik9 Verzögerungen bei der Verteilung von Hilfsgütern ein, wie „Le Nouvelliste“ berichtete. Er begründete dies demnach mit der schwierigen Organisation, die durch den Durchzug des Tropensturms „Grace“ in der Nacht zum Dienstag zusätzlich erschwert worden sei. Dieser hatte mancherorts Überschwemmungen verursacht und zahlreichen Menschen zugesetzt, die im Freien schliefen.
Unterfinanziertes Gesundheitssystem
Haitis ohnehin stark unterfinanziertes Gesundheitssystem ist durch die sich zuletzt verschlimmernde Corona-Pandemie überstrapaziert. Hinzu kommt eine tiefe politische Krise, die sich nach der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse durch eine Kommandotruppe in seiner Residenz in der Nacht zum 7. Juli noch verschärft hatte. Kämpfe zwischen Banden legen Teile der Hauptstadt Port-au-Prince immer wieder lahm, sie trieben im Juni nach UN-Zahlen rund 15 000 Menschen in die Flucht.
Banden kontrollieren auch die Hauptstraße in den Süden des Landes und blockieren sie. Die Regierung und UN-Vertreter hätten ausgehandelt, dass zwei Hilfskonvois die Straße befahren dürften, teilte die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) am Dienstag mit. Am Mittwoch meldete der Zivilschutz, ein Konvoi von acht Lastwagen bringe Lebensmittel, Wasser und andere wichtige Güter in das Erdbebengebiet.
Die Vereinten Nationen (UN) sagten acht Millionen US-Dollar (knapp sieben Millionen Euro) Nothilfe zu, die Europäische Union (EU) drei Millionen Euro. Auch lateinamerikanische Länder schickten Hilfsgüter.